Chinesischer Blogger in Psychiatrie-Haft

Dass im Reich der Mitte das Internet einer strengen Zensur unterliegt, ist schon lange bekannt. Neu sind aber die Mittel, die China im Kampf gegen freie Meinungsäusserung und Pressefreiheit einsetzt. Wie Reporter ohne Grenzen berichten, musste der Cyber-Dissident und Blogger He Weihua in der Provinz Hunan in die Psychiatrie. Den Hinweis bekamen sie von seinen Verwandten und wollen alles daran setzen, um seine baldige Entlassung zu erwirken. Wahrscheinlich wurde He Weihua unter anderem auch deshalb ruhiggestellt, weil er den Untergang der kommunistischen Partei vorausgesagt hatte.

Solche Aktionen sind in China leider an der Tagesordnung und bilden nur einen kleinen Teil der Massnahmen, mit denen China die elementarsten Rechte seiner Bürger mit Füssen tritt. Aus Sicht der chinesischen Regierung stehen den Menschen in China aber gar keine solchen Rechte zu. Das mit den Menschenrechten ist schliesslich nur eine Erfindung des christlichen Abendlandes – aber eine gute, die auch die Chinesen gerne als Vorlage nutzen dürfen. Anscheinend ist es wesentlich einfacher, giftigen Müll in Form von Kinderspielzeugen und Batterien zu exportieren als einem korrupten und totalitären System menschliche Werte näher zu bringen.

Olympiade 2008 wird Verständnis der Welt über China fördern“ liess die Chinesiche Botschaft in Berlin 2005 verlauten. Eine fatale Fehleinschätzung meine ich. Wie soll ich bloss Verständnis für ein Land beziehungsweise dessen Regierung entwickelt, das auf meine Werte spuckt? Hausarrest, Platzverweise, Razzien, Stacheldraht, Schlagstöcke, Arbeitslager und öffentliche Hinrichtungen verletzten den olympischen Geist. Dies scheint das IOC bei seiner Wahl Beijings bei Peking als Austragungsort nicht beeinflusst zu haben. Kommerzielle Interessen können trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Olympischen Spiele im Widerspruch zur Menschenrechtslage in China stehen. Wer garantiert, dass nicht plötzlich ein Olympiade-Besucher für immer verschwindet, weil er mehr Verständnis für seine Weltanschauung von den Chinesen gefordert hat? Um es gar nicht soweit kommen zu lassen, werden potenziell problematische Besucher gar nicht erst ins Land gelassen. Die von der Menschenrechtsorganisation Falun Gong publizierte Liste der unerwünschten Personen an der Olympiade zeigt klar den scheinbar unüberwindbare Konflikt der Kulturen und Werte zwischen China und uns. China setzt sich dabei selber unter grossen Druck. Nicht zuletzt dank dem im Grössenwahn angekündigten Motto „Grüne Olympische Spiele – High-Tech-Olypmische Spiele – Kulturelle Olympische Spiele“ ist die Erwartungshaltung hoch. Die ökologische Katastrophe ist vorprogrammiert. So will China aber seinen Grossmachtsanspruch untermauern und tut es damit lediglich den USA gleich. Welcher politische Druck auf China durch die Olympiade 2008 lastet, beleuchtet die sueddeutsche.de im Beitrag „Das Spiel kann beginnen„.

Trotz Informationssperre, Zensur und Repressalien wird die Regierung Chinas nicht verhindern können, dass Informationen (vor allem über das Internet) in den Rest der Welt gelangen. Welche Resultate uns Olympia 2008 im Reich der Mitte bringen wird, werden wir in einem Jahr erfahren.