Dass (professionelle) Medienschaffende ein eigenes Völkchen sind, ist jedem bekannt, der schon einmal mit Vertretern der Branche persönlich in Berührung gekommen ist. Sie bestimmen und repräsentieren die in den Medien veröffentlichte Meinung. Die wirkliche öffentliche Meinung (d.h. die Meinung der breiten Öffentlichkeit) ist jedoch eine ganz andere. Durch die Vernetzung von Menschen über das Internet und den ungehinderten, unmittelbaren Informationsaustausch wird dieser Graben erst richtig ersichtlich.
In den Mainstream-Medien dominieren immer wieder die selben Themen. Der Inhalt einer Tageszeitung von heute unterscheidet sich so gut wie gar nicht von dem einer Ausgabe vor zehn oder zwanzig Jahren, ausser dass nun auch das Internet zum Kreis der ständigen Themen gehört. Darüber sprach ich neulich mit Kollegen beim Kaffee und wir waren uns einig, dass dies das Resultat gezielter Manipulationen ist und eine einseitige Verzerrung der Realität darstellt. Dass zum Beispiel die kleine Maddie in den Ferien in Portugal verschwunden ist, ist tragisch. Tatsache ist aber auch, dass dies kein Einzelfall ist und zudem täglich auf dem Globus Tausende von Kindern verhungern oder an Krankheiten unmenschlich krepieren. Von diesen Kindern nimmt niemand Notiz. Ihr Tod ist für die Medien zu wenig spektakulär und deshalb ohne positiven Einfluss auf Auflagengrösse und Einschaltquoten. In den Mainstream-Medien finden sich nur Nachrichten, mit denen sich Geld verdienen lässt, die sich selber um Geld drehen oder die zur Befriedigung voyeuristischer Triebe dienen.
Das Web führt zu einer neuen Medienkompetenz des gemeinen Fussvolkes, an die sich die traditionellen Medien erst noch gewöhnen müssen. Dies ist vergleichbar mit dem Wandel im Detailhandel, als der Konsument „mündig wurde“ und gelernt hat, sich unabhängig über Produkte zu informieren und im Laden selber zu bedienen. Von der Diskrepanz zwischen den Interessen von Journalisten und Medienkonsumenten handelt auch der Beitrag „Von Gatekeepern und Konsumenten“ bei Wort|ge|fecht, in dem Michael Gisiger eine Untersuchung des Pew Research Centers kommentiert.