Kommunikationsflut wegen „Cover-your-ass“

Das Gesicht zu wahren ist in der asiatischen Kultur das oberste Gebot und wird auch bei uns zunehmend wichtig. Nur wer sein Hinterteil genügend deckt, ist vor Angriffen im Geschäftsleben geschützt. Die steigende Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes tut das ihre dazu. Deshalb geben wir uns kommunikativ und teamfähig, indem wir alle Entscheidungen breit abstützen und alle Betroffenen informieren. Dieser Informationsaustausch erfolgt meist per E-Mail. Viele E-Mails werden deshalb nur an andere weitergeleitet, um bei der Lösung eines Problems möglichst nicht alleine dazustehen und sich auf andere ausreden zu können – ganz nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“. Die Folge dieser so genannten „Cover-your-ass-Strategie“ ist eine Kommunikationsflut innerhalb der Unternehmen, die zu teilweise massiven Produktivitätseinbussen führt, was die neusten Studien bestätigen.

Leider erlebe ich dies seit mehreren Jahren und kann mehr als nur ein Lied davon singen. Ich staune deshalb über alle die sich untentbehrlich fühlenden Jungmanager, die auch in der Freizeit ihr Blackberry ständig im Visir haben und ihr Auge kaum fünf Minuten davon lösen können. Jedes eintreffende E-Mail wird unverzüglich gelesen und beantwortet. Ob sie das wirklich brauchen, um ihre vier Buchstaben zu decken? Ich erlaube mir, mein Mobiltelefon (auf eine Schwarzbeere kann ich verzichten) am Abend und am Wochenende auszuschalten, und gönne mir lieber etwas mehr Lebensqualität.