Windows Live geht live

Microsoft LogoMicrosoft möchte mit Windows Live seinem Erzrivalen Google das Wasser abgraben, nachdem dieser mit seinem kostenlosen Text und Tabellen in die Jagdgründe der Office Tools vorgedrungen ist. „Stellen Sie von überall aus eine Verbindung her, und tauschen Sie Daten aus.“ (mit Punkt am Schluss – eine Aufforderung ohne Ausrufezeichen) ist der relativ unspektakuläre Slogan der Softwareschmiede. Die kostenlosen Dienstleistungen sind auf den ersten Blick bestechend:

  • Bleiben Sie per E-Mail und IM, die nahtlos miteinander kombiniert sind, in Kontakt
  • Greifen Sie auf viele Ihrer Dienste überall mithilfe des PCs, Mobiltelefons oder Handhelds zu
  • Verwalten, bearbeiten und geben Sie Ihre Fotos auf einfache und kreative Weise frei
  • Schützen Sie Ihre Kinder, indem Sie bestimmen, inwiefern sie Zugriff auf das Internet haben

Der Funktionsumfang ist ganz ansehnlich:

  • Hotmail: Bleiben Sie überall in Kontakt – über Ihr Web-E-Mail-Konto.
  • Mail: Greifen Sie auf mehrere E-Mail-Konten an einem Ort zu.
  • Messenger: Stellen Sie eine Verbindung her, erstellen Sie Freigaben, und machen Sie jede Unterhaltung zu einem Erlebnis.
  • Toolbar: Greifen Sie von einer beliebigen Website aus schnell und einfach auf Windows Live-Dienste zu.
  • Spaces: Ein guter Platz, um andere an Ihrem Leben teilhaben zu lassen.
  • Fotogalerie: Werden Sie kreativ, und tauschen Sie Ihre Fotos und Videos aus.
  • Writer: Veröffentlichen Sie einfach Fotos, Videos und andere Multimediainhalte in Ihrem Blog.
  • Events: Planen Sie Ihr Ereignis. Senden Sie Einladungen. Tauschen Sie Fotos aus.
  • OneCare Family Safety: Schützen Sie Ihre Familie und Ihren Computer.

Die Systemanforderungen lassen erkennen, dass mit Windows Live Microsofts Herrschaft über die Desktop-PCs ausgebaut und gefestigt werden soll. Alles Artfremde soll vernichtet werden. Nicht einmal Firefox-Benutzer mit Windows-Systemen sind willkommen. Das könnte leicht wieder Kartellrechtler und Wettbewerbskommissionen auf den Plan rufen.

Das ist aber noch nicht die ganze Wahrheit über die Absichten von Microsoft. Der zweite Teil wird erst beim Lesen des Kleingedruckten ersichtlich:

  • Helfen Sie uns dabei, unsere Software weiter zu verbessern, indem Sie Microsoft ermöglichen, Informationen über Ihre Installation zu erfassen. Wenn Sie die Windows Live Toolbar installiert haben, können wir zusätzlich Informationen über Ihr System, Ihre Nutzung der Software und die von Ihnen besuchten Websites erfassen.
  • Wenn Sie sich bei bestimmten MSN-Services registrieren, müssen Sie persönliche Informationen angeben.
  • Die von uns erfassten Informationen werden möglicherweise mit Informationen kombiniert, die von anderen Microsoft-Diensten und anderen Unternehmen erfasst wurden.
  • Wir verwenden Cookies und andere Technologien, um Ihre Interaktionen mit unseren Sites und Services nachzuverfolgen, damit wir diese für Sie persönlich anpassen können.
  • Wir verwenden die erfassten Informationen, um die von Ihnen gewünschten Services bereitzustellen. Unsere Services können die Anzeige von personalisiertem Inhalt und angepasster Werbung enthalten.
  • Mithilfe Ihrer Angaben informieren wir Sie über andere von Microsoft und deren verbundenen Unternehmen angebotene Produkte und Dienste und senden Ihnen Einladungen zu relevanten Umfragen zu MSN-Services.
  • Wir verkaufen, vermieten oder verleasen unsere Kundenlisten nicht an Drittanbieter. Damit wir unsere Dienste noch besser anbieten können, geben wir gelegentlich Informationen an andere Unternehmen weiter, die in unserem Namen arbeiten.

Hier noch von Datenschutzbestimmungen zu sprechen ist ganz einfach eine Frechheit. Für die Nutzung der Live-Dienste ist eine kostenlos erhältliche Live-ID erforderlich, die den Nutzer identifiziert und ihm in der Datenbank alle seine Aktionen zuordnen lässt. Bei der Installation werden mit dem Setzen eines Häkchens unter die Nutzungsbestimmungen sämmtliche Datenschutzgesetze ausgehebelt. Der Softwaregigant aus Redmond scheint der Datenkrake Google damit nun wirklich in jeder Hinsicht ebenbürdig zu sein. Jetzt fehlt bloss noch, dass sich beide verbünden und ihre Daten gegenseitig austauschen und anreichern. Aber auch so schon stellen sich mir die Nackenhaare auf. Die NSA und andere US-Geheimdienste haben ohnehin unbeschränkten Zugriff auf beide Datenbestände. Ob auch Herr Schäuble sein Interesse schon angemeldet hat?