Erst kürzlich habe ich begonnen, auch für den Weblog der Fachzeitschrift „Internet Professionell“ zu bloggen und musste gestern zu meiner Überraschung die Nachricht vom Aus für PC Professionell und Internet Professionell lesen. Der Internet Pro Weblog und alle anderen Online-Aktivitäten werden aber vorläufig bis auf Widerruf weitergeführt.
Das ist eben das Schicksal von Firmen, die von Private Equity Companies beherrscht werden, die weder Interesse noch Verständnis für eine Branche haben und in deren Manager Adern kein Unternehmerblut fliesst. Bestenfalls sind sie gewiefte Buchhalter mit unmoralischen Renditeerwartungen sind. Dass dabei auch Existenzen der Mitarbeiter zum Opfer fallen, scheint wohl keine grosse Rolle zu spielen. 75 Mitarbeiter in München verlieren ihre Jobs. Geld kennt keine soziale Verantwortung. Das nennt man dann wohl den Neo-Kapitalismus. Nein, mit marxistischem Gedankengut kann ich nicht viel anfangen. Ich nerve mich nur gelegentlich über Leute, die mit Geld nicht verantwortungsvoll umgehen können. VC-Geber reden dabei von Sicherstellung des Exits, als handle es sich dabei um den Rückzug von Navy Seals nach einer ausgeführten Mission. Kollateralschäden sind einkalkuliert.
Schon manch eine „Risikokapital“-gespritzte Firma, die eigentlich ganz gute finanzielle Resultate erzielte, wurde zum Spielball und Opfer von Finanzspekulanten. Von Venture Capital oder zu Deutsch Risikokapital kann dabei meist nicht wirklich die Rede sein, weil institutionelle Geldgeber erst in ein Geschäft einsteigen, wenn es bereits läuft und somit wenig Risiken birgt. Die einen nennen das Wachstumsfinanzierung, die anderen eine risikoarme, wundersame Geldvermehrung. Wer hat, dem wird gegeben. Zur Zeit ist sehr viel Geld für Private Equity vorhanden, das nur darauf wartet, investiert zu werden. In Europa Geld für eine Seed-Finanzierung zu bekommen, grenzt trotzdem schon fast an ein Wunder und ist leider eine Ausnahmeerscheinung. Besonders bei Internet-Projekten sitzt der Schock der geplatzten Blase von Web 1.0 noch tief in den Knochen und macht blind für neue Opportunitäten.
Noch mehr überrascht hat mich, dass 3i die Abonnenten-Datenbank weiterveräussern will, ohne dass damit eine Fortführung des Abo-Vertragsverhältnisses verbunden wäre. Aus datenschutzrechtlicher Sicht erachte ich dies als höchst bedenklich. Hoffentlich wissen die Herren, was sie tun. Denn strafrechtliche Konsequenzen liegen durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen. Wo bleibt der Aufschrei der Datenschützer?
Den Mitarbeitern des Verlags wünsche ich jedenfalls viel Erfolg bei der Job-Suche.