Month: Januar 2008

Vorratsdatenspeicherung ausgetrickst

Gegen Vorratsdatenspeicherung für HandysDer Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung hat in Deutschland eine Tauschbörse für Prepaid-Handykarten gestartet, damit deren Nutzer trotz der Registrierungspflicht für Handykarten und Vorratsdatenspeicherung anonym telefonieren können.

Patrick Breyer vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung hält die Registrierungspflicht für Handykarten für verfassungswidrig. „Jeder hat ein Recht auf anonyme Kommunikation“ erklärte er zum Start der Aktion. Schließlich sei es „selbstverständlich, dass man Menschen anspricht, ohne seinen Namen zu nennen, und Briefe versenden kann, ohne einen Absender anzugeben. Die Tauschbörse soll nun auch Handy-Nutzern wieder die Möglichkeit bieten, anonym zu telefonieren, etwa um unbesorgt vertrauliche Beratung in Anspruch nehmen (z.B. Aidsberatung, Eheberatung), Journalisten informieren, sich staatskritisch engagieren oder sonst unbesorgt telefonieren zu können.“

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Google, der grosse Bruder

Google LogoMit der WOZ (Wochenzeitung) konnte ich bislang noch nie viel anfangen. Aber heute bin ich via GoogleWatchblog und Basic Thinking auf die 24-seitige WOZ-Beilage über Google aufmerksam geworden, die man sich auch als PDF downloaden kann.

Der Inhalt ist umfassend, interessant und wirklich lesenswert:

  • Soziorecherche – Sagen Sie mal: Kenne ich Sie, oder hab ich Sie nur gegoogelt?
  • In den Fangarmen der Datenkrake – Was Google so alles über seine UserInnen weiss und wem all das Wissen nützen könnte
  • Auch Kleinvieh macht Mist – Der Erfolgsweg von der simplen Suchmaschine zum weltumspannenden Medienkonzern
  • «Maschinen ersetzen nicht die Urteilskraft» – Suchmaschinen finden nur Informationen. Damit daraus Wissen werden kann, braucht es Medienkompetenz, sagt der Soziologe Rudi Schmiede
  • Eine Familie mit Überstunden – Hausbesuch bei Google
  • Wanderer, Würmer, Kriecher – Eine kurze Geschichte der Internetsuchmaschinen
  • Schweine im Internet – Was der Chinese nicht findet, das kann ihn auch nicht ärgern. Hat Google seine Seele verkauft?
  • Zuerst kommt, was alle wollen – Wie sucht eine Suchmaschine?
  • Und raus bist du – Wer partout nicht gefunden werden will, der bleibt versteckt
  • Umweltfreund Google – Das Unternehmen schenkt seinen MitarbeiterInnen Velos. In Zürich wartet sie der Veloblitz-Mech Wälde
  • Gut gegoogelt ist halb geschrieben – Als JournalistInnen noch ganz anders recherchierten
  • Schätze und Monster in der Tiefe – Im Deep Web – was Suchmaschinen nicht finden
  • Anders suchen – Es muss nicht immer Google sein

Googles Geschichte, Visionen, Geschäftsmodell und Funktionsweise, Datenschutzprobleme und die Konkurrenz, … Da haben die WOZ-Journis gute Arbeit geleistet. Meine Anerkennung!

Der Rechtsstaat ist in Gefahr und die Informatik hilft mit

Buch 'Selbstbehauptung des Rechtsstaats' von Otto DepenheuerDas Buch „Selbstbehauptung des Rechtsstaats“ von Otto Depenheuer hat anscheinend den Deutschen Innenminister Wolfgang Schäuble im Kampf gegen den Terrorismus (den es in Deutschland ja eigentlich gar nicht wirklich gibt oder zumindest noch nicht) zum Aufbau (s)eines Überwachungsstaates beflügelt. Von „Unpersonen“ und „Bürgeropfern“ ist dabei die Rede, wenn es darum geht, den in Gefahr geratenen Rechtsstaat zu schützen und retten. Dann ist nach Depenheuers Ansicht ein „Feindstrafrecht“ im Sinne eines Notstandsrechts als situativ permanenter Ausnahmezustand fern ab von rechtsstaatlichen Prinzipien parallel zum Rumpfrechtsstaat gerechtfertigt. Den sehr lesenswerten Beitrag „Freiwillige vor für das Bürgeropfer!“ von Matthias Becker las ich dazu gerade bei Telepolis.

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International Privacy Ranking 2007 – Zunehmende Überwachung durch den Staat

Privacy Map 2007Die Missachtung des Datenschutzes und die damit einhergehende Verletzung der Privatsphäre scheinen voll im Trend zu liegen – auch und besonders von staatlicher Seite. Zu diesem Schluss kommt das International Privacy Ranking 2007 (PDF) der beiden Bürgerrechtsorganisationen Privacy International aus Grossbritannien und Electronic Privacy Information Center aus den USA.

Deutschland ist nicht zuletzt dank immer mehr Überwachungskameras, Überwachung am Arbeitsplatz, biometrischen Pässen und den Plänen von Wolfang Schäuble & Co. zu Online-Überwachung und Vorratsdatenspeicherung vom 1. auf den 7. Platz abgesackt. Japan plant den Ausbau der Webzensur und auch China hat neue Beschränkungs-Regeln zur Bereitstellung von Videos im Internet erlassen. Amis und Briten sind spätestens seit 9/11 von Natur aus paranoid und auch in Australien wird eine Great Firewall nach chinesischem Vorbild im Namen des Jugendschutzes errichtet. Aber auch die Schweiz erreicht nur 2.4 Punkte von deren maximal 5 möglichen.

Die steigende Datensammelwut sämtlicher (untersuchten) Regierungen legt den Verdacht nahe, dass alle Bürger dieses Planeten unter einem Generalverdacht stehen. Die Bevormundung und Überwachung der Bürger durch den Staat nimmt immer totalitärere Formen und Ausmasse an. „Das kann doch gar nicht sein“ mögen manche Zeitgenossen ignorativ sagen. „Schliesslich leben wir im 21. Jahrhundert.“ Eben deshalb! Man mag und will es schon bald nicht mehr hören. Aber das Thema ist nun mal brisant und jetzt ist (noch) Zeit zum Handeln!

Das Medien-Echo dazu ist lesenswert:

Kommen da Zeiten auf uns zu, wo wir uns schon bald die „gute alte Stasi“ zurückwünschen? Wie soll ich diese Welt bloss meinen Kindern erklären? Vielleicht sollte ich ein Aufklärungs-Buch für Kinder zu diesem Thema schreiben.