Der 15-jährige Matthew Robson hat im Rahmen seines Praktikums bei der Investmentbank Morgan Stanley eine Medienanalyse aus der Sicht eines Teenagers durchgeführt und damit anscheinend die Welt der gestandenen Analysten erschüttert. Von einem „Sensationsbericht“ und von „klarsten und aufrüttelndsten Erkenntnissen“ ist sogar die Rede. Die Ergebnisse des Jungen erstaunen mich nicht, aber dafür umso mehr die Reaktionen der „Fachwelt“, denn Robsons Erkenntnisse sind keinesfalls neu oder überraschend – jedenfalls nicht für jene, die sich seit längerem realistisch-analytisch mit dieser Materie befassen und selber Kinder im Teenie-Alter haben.
Der letzten Freitag veröffentlichte Bericht zeigt:
- Twitter ist für die Jugend irrelavant.
- Plattformen wie Facebook, die eine breite Palette an Interaktionsmöglichkeiten bieten, sind gefragt.
- In Büchern schlagen Teenager nur ungern etwas nach, denn mit Google kommen sie schneller zum Ziel.
- Die regelmässige Nutzung des Internets gehört zum Alltag eines Teenagers. Am liebsten vergnügen sie sich auf Facebook oder schauen sich auf YouTube Videos an.
- Der Medienkonsum von Teenagern ist höher als von älteren Zeitgenossen, aber die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, ist ausgesprochen tief.
- Intrusive Werbeformen werden als Belästigung empfunden und kategorisch abgelehnt. Wenn sie sich Werbung anschauen, dann muss deren Inhalt lustig und informativ sein.
- Radio und Printmedien haben nur eine sehr geringe Bedeutung. Nachrichten werden als Zusammenfassung online oder in Gratiszeitungen gelesen oder allenfalls am Fernsehbildschirm angeschaut – Hauptsache, das Ganze kostet nichts.
- Regelmässig zu festen Zeiten in die Glotze zu gucken, passt nicht in ihren Tagesplan.
- Bezahlen wollen sie nur für Kino, Konzerte und derlei, wobei der Preis ein wichtiges Kriterium darstellt.
- Musik wird vorwiegend online bezogen, denn das Gelaber und die Bevormundung durch die Musikauswahl des Moderators ist lästig und störend.
- Das Teilen von Musik und Filmen ist für Teenager eine Selbstvertändlichkeit, denn sie scheren sich nicht um Urheberrechte.
- Sich mit Spielkonsolen vergnügen tun vor allem die Jungs, aber die Mädchen holen auf. Wenn gespielt wird, dann nicht bloss kurz sondern in längeren Sitzungen, die meist länger als eine Stunde dauern.
- Alles, was einen Touch Screen hat, Musik in grossen Mengen speichern und wiedergeben kann, kein Kabel und eine lange Betriebszeit hat, ist angesagt.
- Alles, was an einem Kabel hängt und klobig ist, wird gemieden.
All die im Bericht genannten Punkte, kann ich als Vater bei meinen eigenen Kindern weitgehend bestätigen. Anbieter tun gut daran, die Entscheidungskriterien ihrer zukünftigen Kunden ernst zu nehmen und deren Lebensgewohnheiten zu berücksichtigen, wobei ein Grossteil der von Matthew Robson Beobachtungen auch auf die etwas ältere Generation zutrifft.