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Ein Kind namens Google

Google macht auf mich den Eindruck eines hyperaktiven Kindes, das überall dabei sein und alles wissen will. Doch das Kind Google fragt nicht zuerst, wie es sich für ein wohlerzogenes Kind gehören würde. Es steckt seine Nase einfach in alles rein – ungeachtet dessen, ob es das dürfte oder nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Google nie Eltern gehabt hat, die ihm hätten Anstand beibringen können.

Nicht jeder ist gewillt, dem Kind über alles Auskunft zu geben. Es gibt Bereiche des Lebens, da lässt man nicht jeden einfach reinschauen. Diesen Bereich bezeichnen wir als Privat- und Intimsphäre. Doch das Kind Google schert sich nicht um solche Details. Es verfolgt seine Ziele strebsam, konsequent und mit Rafinesse. Damit wir es in unser Schlafzimmer blicken lassen, verspricht es uns „kostenlose“ Annehmlichkeiten und Dienste. Mit Speck und Käse fängt man schliesslich Mäuse.

Einen solchen Mausefalle-Käse hat Google neu im Angebot, denn wer surft schon nicht gerne schneller, sicherer und zuverlässiger durch das Web? Mit Googles öffentlichem DNS-Server [1] soll das noch besser und erst noch kostenlos möglich sein! Und was hat Google davon? Natürlich noch mehr Daten über uns. Google möchte uns noch persönlicher und individueller bedienen können. Dazu muss Google natürlich wissen, wer wir sind und wofür wir uns interessieren, und erstellt aus allen ihm zugänglichen Daten ein Persönlichkeits-Profil zu jedem direkten und indirekten Google-Nutzer (z.B. aufgrund von vorgängigen Suchaktivitäten oder von Aufrufen von Webseiten, die das Statistik-Tool Google Analytics nutzen).

Details für Nicht-Techniker:
Ein Server für das Domain Name System (DNS) liefert die technische IP-Adresse für eine angefragte Webadresse. Aus „www.google.com“ wird so „74.125.155.99“. Jede DNS-Anfrage speichert Google in seiner Datenbank und im Cookie des Benutzers wird die Referenz zu jeder mit Google-Code ausgestatteten Website als Benutzer-Identifikationsnummer beziehungsweise Sitzungskennung festgehalten. Das Cookie (deutsch: „Keks“) ist eine kleine Text-Datei, in welcher der Browser Informationen im Auftrag einer Webseite zwecks Zwischenspeicherung auf die Festplatte des Benutzers schreibt, um sie bei der nächsten Anfrage dem Webserver wieder mitzuteilen. So können die einzelnen Seitenaufrufe zu einem gemeinsamen Kontext verknüpft werden. Besonders einfach fällt Google, diese einander eindeutig zuzuordnen, wenn sich der Benutzer bei Google eingeloggt hat.

Das Electronic Privacy Information Center (EPIC [2]), kritisierte Google für die Erstellung von solchen Profilen, ohne die explizite Zustimmung des Benutzers. Wer nicht will, dass Google ihm personalisierte Inhalte (d.h. vor allem auf sein Profil abgestimmte Werbung) anzeigt, muss dies in den Google-Einstellungen [3] beziehungsweise den Web-Protokoll-Einstellungen [4] festlegen. Google benutzt dann zwar keine Profildaten für die Anzeige von Inhalten, sammelt die Daten aber trotzdem.

Man kann dem Bengel namens Google sagen, es solle nicht mehr kiffen. Dann tut er dies einfach nur noch so, dass es niemand sieht, und der naive Benutzer denkt: „Ach, so ein lieber Google!“. Wer möchte das Kind Google adoptieren, um dem Rotzbengel endlich Anstand beizubringen?

Update vom 09.12.2009

In diesem Zusammenhang lesenswert ist auch der Beitrag „Google will die Weltherrschaft [5]“ bei Spiegel Online Netzwelt von Christian Stöcker.

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Kommentare sind deaktiviert Empfänger "Ein Kind namens Google"

#1 Kommentar von Meinereiner am Freitag, 11. Dezember 2009 00000012 07:11 126051186307Fr, 11 Dez 2009 07:11:03 +0100

Von der Datensammlung sind nicht nur User von Google und Nutzer von Webseiten mit Google Analytics betroffen. Dazu kommt noch ein grosser Teil im Netz, der mit Google Adsense verseucht ist, mit Werbung die über Doubleclick vertrieben wird, die Daten aus GMail und Googlemail (Mails werden von G ausgelesen!), Daten aus Youtube etc. etc.

Abgesehen davon, dass es eine Schweinerei ist, was die Google Inc. den Internetusern zumutet und vor allem den Usern im Netz, die KEIN Google-Konto besitzen und damit der Datensammlerei zustimmen. Abgesehen davon gibt es gute Möglichkeiten, der Datensammlung einen Riegel zu schieben. Je nachdem wie gut man das machen möchte sind damit allerdings auch kleinere Einschränkungen notwendig.

Wer nun Angst hat, man könne die Suchmaschine von G nicht mehr nutzen irrt. Es gibt zwar diegute Alternative Bing, aber auch G lässt sich ohne Datensammlerei nutzen.

#2 Kommentar von Meinereiner am Freitag, 11. Dezember 2009 00000012 07:12 126051196007Fr, 11 Dez 2009 07:12:40 +0100

Nachtrag: NICHT den Weg gehen, den Dobszay vorgeschlagen hat, damit hört die Datensammlerei nicht auf. Lieber die Türe zuschlagen, damit G gar nicht mehr reinkommt.

#3 Kommentar von LD am Freitag, 11. Dezember 2009 00000012 21:10 126056221509Fr, 11 Dez 2009 21:10:15 +0100

Da scheint Meinereiner meine Worte etwas falsch interpretiert zu haben. Mit der Adoption war nicht etwa eine Übenahme des Unternehmens durch einen anderes gemeint, sondern jemand sollte den Rotzbengel unter seine Fittiche nehmen zweck pädagogischer Sondermassnahmen.

Unerwünschten Websites können entweder in der Firewall des ADSL-Modems, auf einem Router, in der Personal Firewall auf dem Rechner oder auch im Browser (z.B. mit dem Firefox Add-on „ [6]„) ausgesperrt werden (in dieser Reihenfolge de Prioritäten). Zudem sollte JavaScript deaktiviert werden für die Websites (z.B. mit dem Firefox Add-on „ [7]„), deren Dienste (wie die Suchmaschine von Google) man zwar teilweise nutzen möchte.

Websites die ganz bestimmt auf die Sperrliste gehören zum Beispiel (siehe auch [8]):

adition.com
advertising.com
advertlets.com
affiliationcash.com
aquantive.com
alexa.com
doubleclick.com
doubleclick.net
etracker.com
etracker.de
google-analytics.com
googlesyndication.com
gstatic.com
hitbox.com
spe.atdmt.com
valueclick.com
webtrends.com
wemfbox.ch

Weitere Tips zur informationellen Selbstverteidigung gibt es auch beim kostenlosen Informationsdienst “ [9]” der Electronic Frontier Foundation (EFF).