Der Spar- und Kostendruck hat längst auch die Schulen erreicht. So gelingt es ihnen immer weniger, vakante Lehrerstellen zu besetzen. Die Qualität der Ausbildung der heranwachsenden Generation leidet. Findige Schulen setzen auf Sponsoring und wagen sich damit auf eine Gratwanderung zwischen Ethik und Prostitution.
Lehrer sind Mangelware
Der Markt für Lehrkräfte ist praktisch völlig ausgetrocknet. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich und Deutschland fehlt es an qualifizierten Lehrern. Mit Notmassnahmen wird versucht, die Situation zu lindern und zu überbrücken. Ganze Klassen werden aufgelöst und auf andere Klassen verteilt. Wahlfächer werden gestrichen. Bereits pensionierte Lehrer werden zurückgeholt und Wiedereinsteiger zur Rückkehr in den Beruf animiert.
(Quelle: 20 Minuten)
Eine pädagogische Ausbildung mit einer guten Allgemeinbildung allein reicht heute vor allem fachlich bei weitem nicht mehr, um den hohen Anforderungen des Lehrerberufs gerecht zu werden. Aber auch Sozialkompetenz und ein gesunder Menschenverstand wären wichtiger als ein Pädagogen-Zertifikat, das lediglich die korrekte Wiedergabe und Anwendung simpler Unterrichtsmethodik bestätigt. Kinder brauchen Vertrauen, Geborgenheit und eine sowohl in fachlicher als auch in sozialer Hinsicht kompetente Anleitung. In den Stellenausschreibungen für Lehrer sucht man allerdings vergebens nach solche Anforderungskriterien.
Früher war der Lehrer neben dem Bürgermeister, dem Arzt und dem Pfarrer eine der angesehensten und geachtetsten Persönlichkeiten. Heute sind Lehrer entweder unterbezahlte Idealisten, welche die Erziehungsversäumnisse mancher Eltern kompensieren müssen, oder Nilpen, die anderswo keinen Job finden, denn für qualifizierte Fachkräfte mit langjähriger Berufserfahrung in der Privatwirtschaft ist der Lehrerberuf in monetärer Hinsicht wenig attraktiv und die Anforderungen der Wirtschaft machen unterdurchschnittlichen Pädagogen den Absprung in einen gut bezahlten Job schwer. Die von der Konferenz der Erziehungsdirektoren erlassenen Anerkennungsrichtlinien bilden besonders für fachlich hochqualifizierte und sozialkompetente Quereinsteiger eine in vielen Punkten sinnlose Hürde. Neben einem massiv tieferen Salär und dem Verdienstausfall in der Übergangszeit macht der Aufwand für die Zusatzausbildung die Erlangung des Pädagogendiploms für sie unattraktiv, zumal der effektive Wissens- und Fähigkeitszuwachs in keinem Verhältnis steht.
Anstatt für gute Lehrkräfte gibt man aber lieber viel Geld für ein „Qualitätsmanagement“ aus, das lediglich den Verwaltungsaufwand unnötig aufbläht und zugleich die Qualität auf einem tiefen Niveau vereinheitlicht und stabilisiert. Wer heute Lehrer werden will, braucht angesichts des Salärs und den immer schlechteren Arbeitsbedingungen eine grosse Portion Idealismus und ein dickes Fell, wenn er nicht innert weniger Jahre von Burnout-Symptomen geplagt werden will.
Schulen prostituieren sich für die Werbewirtschaft
Was tun, wenn das Geld nicht reicht? Diese Frage wird von Prostituierten immer wieder als Antwort auf die Frage nach ihren Gründen für die Ausübung des unmoralischen Gelderwerbs durch bezahlte sexuelle Selbsterniedrigung angeführt. Einige Schulen gehen bereits einen ähnlichen Weg. Sie „unterstützten Unternehmen in deren Öffentlichkeitsarbeit“, welche als Gegenleistung die Schulbudgets aufbessern. Obwohl dies oftmals per Gesetz verboten ist, finden sich immer wieder kreative Umgehungslösungen und wo genügend Geld fliesst, wird gerne auch mal ein Auge zugedrückt.
(Quelle: FAZ.NET)
Das Schulsponsoring resultiert in einer wenn auch trendigen, so doch unheiligen Symbiose zwischen Wirtschaft und Bildung und treibt den Bildungssektor in die Abhängigkeit von Unternehmen, die sich immer mehr Mitspracherechte bei der Gestaltung des Lehrplans und Unterrichts sowie bei der Selektion des Lehrpersonals mit Geld erkaufen. Diese verschaffen sich damit einen direkten und kostengünstigen Zugang zu den heranwachsenden Humanressourcen einerseits und den künftigen Kunden und Konsumenten andererseits. Mit Mäzenatentum hat dies nichts zu tun. Es ist mehr eine Art Feudalisierung des Bildungswesens. Die Opfer sind die Kinder, deren Seelen die in und mit der Schule werbenden Firmen ohne deren oder ihrer Eltern Zustimmung erkaufen. Das Zeitalter der Verdingkinder erlebt eine ungeahnte Renaissance in einem neuen Gewand. Ist es richtig und ethisch vertretbar, wenn eine Gesellschaft, die ihrer Bildungsverantwortung nicht nachzukommen vermag, ihre Kinder der Werbewirtschaft verkauft?