Proteste in den USA und bald auch in Europa

Occupy Wall Street - Demonstranten im Zuccotti-Park
„Occupy Wall Street“ Demonstranten im Zuccotti-Park unweit der Wall Street

Die ursprüngliche Graswurzelbewegung „Occupy Wall Street“ weitet sich in den USA immer mehr zu einer grossen, landesweiten Protestbewegung aus. Man könnte schon von einer Volksbewegung oder gar einem Volksaufstand sprechen und manches erinnert an die 68-er Proteste oder die Anti-Vietnamkriegs-Demonstrationen. Doch es sind nicht nur Hippies, Aussteiger und Arbeitslose, die auf der Strasse ihrem Unmut über die Gier an der Wall Street Ausdruck verleihen. Verschiedene Gewerkschaften, Konsumenten- und Umweltschutzvereine, aber auch etliche unauffällige Bürger, Lehrer, Krankenschwestern, Studenten und viele mehr haben sich dem friedlichen Protest in allen grösseren Städten der USA angeschlossen.

Der berechtigte Protest gegen eine von Gier getriebene Zocker-Elite vereint Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensentwürfen, die von Barack Obamas Wahlslogans „Hope“ und „Change“ enttäuscht sind und ihr Schicksal nun selber in die Hand nehmen wollen. Sie haben keine einheitlichen, gemeinsamen Ideen betreffend ihrer Ziele und Lösungen. Gemeinsam ist ihnen in erster Linie die Wut über die Gier der Wall-Street-Bankster und der Grosskonzerne und über die herrschenden sozialen Ungerechtigkeiten. Manch einem hierzulande  ist nämlich entgangen, dass in den USA grosse Teile der Bevölkerung unter grosser Armut leiden, von der Teilnahme am sozialen Leben ausgegrenzt werden und unter menschenunwürdigen Bedingungen leben müssen. Bereits ca. 46 der insgesamt 313 Millionen US-Amerikaner (2007 waren es „erst“ 27 Millionen) leben von Essensmarken („food stamps“). Die aktuelle Protestbewegung fällt daher auf äusserst fruchtbaren Boden und ihr Medium ist wie schon im „Arabischen Frühling“ des Internet, ohne das diese Bewegung kaum so spontan und in einer so kurzen Zeit hätte organisiert werden können. Es lebe die Informationsgesellschaft!


Champagner trinkende Wall-Street-Banker verhöhnen die Demonstranten

Nach anfänglicher Nachrichtenstille in dem Massenmedien berichten diese nun fast schon mit Sensationslust über die „Randale“ in New York und anderen Städten der USA. Dabei lassen sie mittlerweile auch die brutale und willkürliche Polizeigewalt nicht aus wie der Tages-Anzeiger vorgestern im Artikel „New Yorker Polizei prügelt auf Demonstranten ein„. Und auch heute wieder: „Es ist genug, genug, genug„. Die plötzliche, wenn auch verspätete Aufmerksamkeit der Massenmedien haben die Demonstranten nicht zuletzt der öffentlichen Sympathiebekundung und Teilnahme zahlreicher Prominenter zu verdanken.


Helikopter von Fox News filmt Proteste an der Wall Street

Die Zahl der Demonstranten hat in New York bereits die 20’000-Marke überschritten und täglich werden es immer mehr. Die Polizei versucht krampfhaft aber vergeblich, der Lage Herr zu werden. Übergriffe von Polizisten auf friedliche Demonstranten sind an der Tagesordnung. Viele Polizisten fühlen sich überfordert und in die Enge getrieben, andere scheinen sogar sichtlich Spass an den Prügeleien und Verhaftungen zu haben.


Polizei verprügelt friedliche Demonstranten (05.10.2011)

Wenn sich die Proteste noch mehr zuspitzen und sich ihnen noch viel mehr Menschen anschliessen, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die Nationalgarde aufgeboten wird.


RT America über die Ereignisse an der Wall Street (06.10.2011)

Sollte sich diese Protestbewegung wirklich zu so etwas wie eine Revolution entwickeln, könnte das zu Anarchie führen und das ganze Finanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftssystem zum Umsturz bringen. Damit Neues Soweit so gut. Doch was kommt danach? Darüber sind sich die Demonstranten offenbar nicht im Klaren. Das so entstehende Vakuum würden anschliessend wieder die Lobbyisten der Grosskonzerne und die Sonderagenten der Geheimdienste füllen. Ob dies uns eine bessere Welt beschert? Ich wage es zu bezweifeln. So könnte man durchaus schlussfolgern, dass die Demonstranten letztlich jenen in die Hände spielen, gegen die sie lauthals protestieren.


Ist „Occupy Wall Street“ bereits infiltriert? (RT America im Interview mit dem Kanadier Andrew Gavin Marshall von The People’s Book Project, 07.10.2011)

Die US-Geheimdienste haben den Arabischen Frühling angestachelt und die „Rebellen“ in Lybien mit Waffen versorgt. Nun lassen sich die US-Bürger von den Protesten der arabischen Welt inspirieren und inszenieren ihren „Amerikanischen Herbst“. Ironie des Schicksals?

Für das Wochenende vom 15.10.2011 sind ähnliche Proteste wie in den USA auch in verschiedenen Städten Europas geplant. Welche Entwicklung diese nehmen werden und ob sie überhaupt überall genügend Anhänger und Aktivisten finden, werden wir in Kürze erleben.

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