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So wird in der Nahrungsmittel-Werbung getrickst und gelogen

Wie bereits der Bestseller-Autor Seth Godin [1] („All Marketers Are Liars“) und der US-Komiker George Carlin [2] anschaulich dargelegt haben, ist die Lüge ein wesentlicher Bestandteil der Werbung in unserer westlich-zivilisierten Gesellschaft. Vieles ist für uns wahr, nur weil wir daran glauben (wollen). Mit Realität und Wahrheit hat das nichts zu tun, vielmehr aber mit Sehnsucht, Fantasie und Hoffnung. Seth Godin beschreibt das mit den Worten: „We believe what we want to believe, and once we believe something, it becomes a self-fulfilling truth“ (Wir glauben, was wir glauben wollen, und wenn wir etwas einmal glauben, wird es zur sich selbst erfüllenden Wahrheit). Werber sind Geschichtenerzähler und wer damit beschäftigt ist, Menschen Geschichten zu erzählen, die diese hören wollen, gerät schnell in Versuchung, zu übertreiben und Unwahrheiten hinzu zu dichten. Das muss gar nicht immer schlecht sein, denn wer es damit übertreibt, wird ohnehin rasch als Lügner entlarvt und verliert seine Glaubwürdigkeit. Doch, wo wird die Grenze überschritten?

Werber erzählen uns ihre Geschichten hauptsächlich in eindrücklichen Bildern und dabei greifen manche ganz kräftig in die Trickkiste. Einen Werbefilm zu drehen, ist oft hohe Handwerkskunst und erfordert nicht selten Physik- und Chemiekenntnisse, die der Laie nie vermuten würde.


Welt der Wunder: Die Tricks der Werbung

Praktisch jede Werbung enthält einen mehr oder weniger grossen Anteil an Lügen. Solange diese harmlos, ästhetisch, schmeichelhaft und unterhaltsam sind, empfinden wir sie als „Stilelement“ akzeptabel bis willkommen. Dabei können sogar kleinere Kinder Realität und Dichtung viel besser unterscheiden, als manch ein Erwachsener vermuten würde. „Ach Papi, das weiss ich doch! Das musst Du mir nicht erklären.“, musste auch ich mir schon von meinem Nachwuchs sagen lassen. Problematisch wird eine Werbelüge erst, wenn dem Kunden bewusst gefälschte Tatsachen suggeriert oder vermittelt werden, bei deren Bewusstsein er ein Produkt bestimmt nicht kaufen würde. Klassische Vertreter dieser Kategorie sind angeblich gesunde Nahrungsmittel: die Milchschnitte mit der Extraportion Milch, die aber mit echter Milch noch nie in Berührung gekommen ist, das Müsli mit den gesunden Cerealien, das aber mehr raffinierten Zucker und synthetische Aromen enthält als natürliches Vollkorn und echte Fruchtstücke, oder Fitness- und Light-Produkte, in denen schwer verdauliche Fette durch leicht verwertbare Kohlenhydrate ersetzt werden und die synthetische Süssstoffe enthalten, die in der Tiermast zur raschen Gewichtszunahme eingesetzt werden.


Da wird mir übel: Die Tricks der Nahrungsmittelindustrie

Besonders die praktischen Fertiggerichte sind bei stressgeplagten Arbeitstieren in permanenter Zeitnot hoch im Kurs. Wenn sie bloss wüssten, welche Giftstoffe, Geschmacksverstärker und Fettmacher sie damit zu sich nehmen … Tiefkühl-Pizzen mit Analogkäse und Analogschinken gehören dabei noch zu den kleineren Übeln. Glücklich und süchtig machende Inhaltsstoffe in Schnellgerichten sind für die Systemgastronomie ein Muss, weil die Lobby gewisser „Nahrungsmittel“-Grosskonzerne eine vernünftige gesetzliche Regelung und Kennzeichnungspflicht systematisch verhindert. Die Profitgier führt mittlerweile dazu, dass sogar ganz normale Lebensmittel immer mehr zum Gesundheitsrisiko werden.


wissen aktuell: Fragwürdige Kost

Auch bei der Ernährung wären Vernunft und Genügsamkeit angesagt. Aber die Werbung macht uns zu Fressmaschinen von Industriemüll. Da kann einem schon mal der Appetit vergehen, auch wenn das mit den klimaschädlichen Methangasen der Mastrinder nicht halb so schlimm ist wie im obigen Film dargestellt. Wenn wir alle genau wüssten, was wir kochen und essen, hätte der Betrug mit minderwertigen Lebensmitteln keine Chance. Nur leider hat die Menschheit seit der Vertreibung aus dem Garten Eden nicht gelernt, mit Erkenntnis vernünftig umzugehen. Schade, dass unsere Informationsgesellschaft nicht wirklich besser informiert ist als die Menschen in vergangenen Zeitaltern.