IT-Alltag und Szenen-News

Juristen erklären die Informatik

Wenn Juristen die Rechtslage im Zusammenhang mit technischen Themen beurteilen müssen, sind sie mit ihrem Latein nur allzu rasch am Ende. Das alleine ist noch kein aussergewöhnliches Problem und liesse sich leicht durch den Beizug eines sach- und rechtskundigen Ingenieurs lösen. Wenn allerdings solche Rechtsgelehrte in der Richterrolle in Unkenntnis oder Verkennung der Technologie Recht sprechen, wird es allerdings höchst problematisch, denn sie Entscheiden oftmals über Schicksale von Personen und Unternehmen. Immer wieder führt technisches Nicht- und Halbwissen, vor allem wenn es zu allem auch noch (bewusst oder unbewusst) juristisch falsch interpretiert wird, zu Urteilen, bei denen ich manchmal nicht so recht weiss, ob ich lachen oder weinen soll. Auf jeden Fall möchte dann am liebsten in die Tischkante beissen.

Zum Glück gilt das nicht ganz für alle Juristen. Es gibt immer wieder Ausnahmen, die manchmal selbst mich erstaunen. Alexander Koch, seines Zeichens selber Doktor der Rechtswissenschaften und Freund der Informationstechnologie, hat unter daufaq.de Zitate aus Gerichtsurteilen und juristischer Fachliteratur zusammengetragen. Hier sind zwei meiner liebsten Brocken:

F: Woraus bestehen Daten auf einer Festplatte?
A: Elektronische Daten … bestehen – unabhängig davon, ob sie sich lediglich im Arbeitsspeicher befinden oder auf einem Datenträger wie Diskette/Festplatte o.ä. gespeichert sind – aus elektrischer Spannung und unterfallen daher nicht dem sachenrechtlichen Sachbegriff.

F: Worum handelt es sich bei dem so genannten World Wide Web (WWW)?
A: Bei diesem handelt es sich um ein auf dem Internet fußendes Programm, in dem sich Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen mit Informationen, Werbung usw. in optischen und akustischen Darstellungen präsentieren können.

Ich hoffe, dass immer mehr Juristen den Zugang zu technischen Themen finden. Dann fällt meine Zahnarztrechnung tiefer aus und die Tischplatten leben länger.

Schutz von Unternehmensdaten

Am 10. April luden die PGP Deutschland und Secure Computing zu einer halbtägigen Referatsreihe zum Thema „Strategien zum Schutz von Unternehmensdaten für Finanzdienstleister und Banken“ ein. Erfreulicherweise war dies nicht einfach eine von den vielen als „Seminar“ getarnten Verkaufspräsentationen (auch wenn es uns als Seminar verkauft wurde) und auch das Catering war ausgezeichnet. Neben Michael Rudrich (Secure Computing) und Thomas Hemker (PGP Corporation) hielt auch Bruno Wildhaber (Forte Advisors) ein Referat über IT-Sicherheit in der Finanzindustrie.

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Bitte enttäuschen Sie mich nicht!

Smiley ganz traurigEine Enttäuschung ist eigentlich etwas sehr Positives, weil sie uns von den Fesseln der Täuschung befreit. Enttäuschung kann man daher auch als eine Variante der Erleuchtung betrachten. Trotzdem messen die meisten Zeitgenossen dem Begriff eine negative Bedeutung bei. Vor allem Führungspersonen wollen nicht enttäuscht werden, denn dann müssten sie zugeben, dass sie sich bisher getäuscht hätten. Dies käme einem Fehlereingeständnis gleich. Und welcher Manager möchte schon zugeben, Fehler gemacht zu haben? Ein richtiger Führer macht einfach keine Fehler. Das könnte ihm als Führungsschwäche ausgelegt werden. Deshalb geben Machtmenschen ihren Untergebenen zu einem Auftrag gerne auch gleich den Ratschlag mit: „Bitte enttäuschen Sie mich nicht!“. Im Klartext heisst das: „Bitte zwingen Sie mich nicht, zugeben zu müssen, dass ich einen Fehler in meiner Einschätzung gemacht habe!“.

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Feng Shui für GUI

Software-Ergonomie erlebt scheinbar gerade ein Revival und Benutzerfreundlichkeit im Web 2.0 ist das Hauptthema im aktuellen InfoWeek.ch 2008/05. Die Beeinflussung der visuellen Wahrnehmung durch die bewusste Gestaltung eines Bildes ist vor allem für GUI/Web-Entwickler und Werbe-Designer wichtig, denn sie ist entscheidend für das Wohlbefinden und die Akzeptanz des Betrachters. Was Feng Shui für die vier Wände ist, ist Feng-GUI für die Website oder ein Werbebild.

Die Feng-GUI-Website befindet sich zwar noch im Beta-Stadium, funktioniert aber einwandfrei. Einfach URL eingeben oder einen Screenshot einer Applikation hochladen und Feng-GUI berechnet eine „Eye Tracking Heatmap“ aufgrund mehrerer Faktoren wie Farbunterschiede, Ausrichtung, Kontrast, Dichte, Grösse und Geschlossenheit der einzelnen Elemente. Dahinter stecken ausgeklügelte Algorithmen zur Simulation der visuellen Wahrnehmung. Wie das gemacht wird, wie das Ergebnis zu interpretieren ist und wozu es verwendet werden kann, wird in einer leicht verständlichen FAQ erklärt und natürlich auch visualisiert. Im Feng-GUI Lab Research gibt’s dann auch noch ein paar Beispiele (auch von Videos).

Das Resultat meiner eigenen Website fällt erwartungsgemäss einfach aus:

Feng-GUI dobszay.ch small

Das Resultat nehme ich als Anlass für einen Redesign mit drei Spalten und etwas mehr Farbe.

IT-Profis im Spannungsfeld

Im Beitrag „Effektivität vor Effizienz: Was heißt professionelle IT in der Wissensgesellschaft?“ beschreibt Daniel Hinderink bei IT-Frontal treffend, in welchem Spannungsfeld sich IT-Profis (oder welche vorgeben, solche zu sein) bewegen. Software ist Brainware und die muss zuerst gründlich durchdacht werden, bevor man sie in Handlungsanweisungen für Computer übersetzt. Aber bekanntlich fangen viele erst zu denken an, wenn ein Projekt bereits im Sumpf steckt. Oh Herr, schmeiss Hirn vom Himmel – aber bitte schön viel!

Wenn Programmierer Flugzeuge bauen (würden)

Software-Projekte sind per Definition immer terminkritisch. Sollte einmal ein Projekt nicht kritisch sein, muss man sich ernsthaft überlegen, ob es das Budget wert ist. Das entspricht nicht ganz der reinen Projektmanagementlehre, widerspiegelt aber leider den ganz normalen Alltagswahnsinn in IT-Projekten.

Heute bekam ich von einem Kollegen dieses YouTube-Video. Treffender könnte man den IT-Alltag nicht in bewegte Bilder umsetzen. Hoffentlich wird das Fahrwerk bis zur Landung fertig …

Das kommt davon, wenn immer alles schon bis gestern fertig sein soll.

Der Ospel-Song

Zum Finanzdebakel der UBS fand ich heute den folgenden Beitrag am White Board in der Cafeteria:

Ospel-Song

I’ve got the power! „Wer soll das bezahlen? Wer hat soviel Geld? Wer hat soviel Pinke-Pinke? Wer hat diese Kredite bestellt?“

Es ist Freitag und die Kreativität von IT-Mitarbeitern kennt keine Grenzen. (Die Englischkenntnisse allenfalls schon). Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Der Prügelknabe der diesjährigen Fasnacht ist definiert. 😉

Certified Driver’s License für MS-Software

Microsoft Certified SpecialistWenn Automobil-Hersteller ihre eigenen Führerscheinprüfungen anbieten würden, die genau auf die Bedienung ihrer eigenen Fahrzeuge abgestimmt wären, würde die Welt nur den Kopf schütteln. In der Software-Welt ist das anders. Der „europäische Leistungsausweis“ (ECDL) und der schweizerische „Informatik Anwender SIZ“ bekommen Gesellschaft durch den „Microsoft Certified Application Spezialist“ (MCAS) des grossen Fensterherstellers als neusten Baustein seines Zertifizierungs-Zoos, der dem User sein Experten-Wissen für Microsoft Office 2007 und Windows Vista bezeugen soll. Ich warte lieber auf den „Chevrolet Certified Expert Driver“ – it’s a big plus 🙂

Ingenieure sind die besseren Terroristen

HandgranateHeute habe ich mich krum gelacht ob einer Meldung beim Inquirer. Zwei britische Soziologen (Diego Gambetta, Soziologieprofessor in Oxford, und sein Assistent Steffen Hertog von der Durham University) sollen im Rahmen einer Studie festgestellt haben, dass sich unter den 404 ausgewerteten Profilen von „Dschihadisten“ auffällig viele Ingenieure befinden. Sie kommen zum Schluss, das Studium der Ingenieurwissenschaften fördere terroristische Denkstrukturen und begünstige angeblich auch im Westen die Laufbahn als Terrorist Allahs. Nur für links- oder rechtsextreme Gruppen hätten Ingenieure nix übrig.

Der letzte Satz stimmt sicher für die meisten Ingenieure. Auch dass ein Ingenieur-Studium zur Ausbildung spezieller Denkstrukturen führt, ist sicherlich richtig. Wenn man während dem ganzen Studium in analytisch-konzeptionellen Fähigkeiten gedrillt worden ist, nimmt man seine Umwelt etwas analytischer und meist differenzierter wahr als zum Beispiel ein Soziologe – ingenieurmässig eben. Ingenieure tun sich aber generell schwer, sich einer politischen Partei anzuschliessen. Das liegt daran, dass sie die Welt nicht einfach nur in Rechts und Links einteilen, d.h. sie nicht bloss auf eine Gerade projizieren. Für sie ist und bleibt die Welt n-dimensional. Zudem lösen studierte Ingenieure Probleme normalerweise sachorientiert und nicht politisch-opportunistisch. Extreme Positionen beziehen sie deshalb nur äusserst selten bis gar nie.

Soziologie ist aber nunmal keine exakte Wissenschaft und mit ihren Schlussfolgerungen haben die beiden Autoren voll in die Schüssel gegriffen. Sie haben ganz einfach Ursache und Wirkung verwechselt. Nicht die Ingenieure suchen den Anschluss zu den Terroristen, sondern diese suchen sich Ingenieure mit den passenden Fähigkeiten oder eignen sich diese an, indem sie ein Ingenieurstudium absolvieren. Die moderne Kriegsführung und vor allem die terroristische verlangt immer mehr nach technischen Fähigkeiten – Ingenieurfähigkeiten eben. Als Schuhverkäufer oder Friseur ist man diesbezüglich einem Ingenieur im Nachteil. Ingenieure sind eben einfach die besseren Terroristen.

Microsofts Beitrag zur totalen Überwachung als Patentantrag

Die britsche Times ist auf einen Patentantrag von Microsoft aufmerksam geworden, der ein „Big Brother“-System beschreibt, mit dem Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz überwacht werden können: „A unique monitoring system and method is provided that involves monitoring user activity in order to facilitate managing and optimizing the utilization of various system resources“. Dies beschränkt sich nicht auf den Computer. Auch physiologische Daten sollen dazu erfasst werden. Bisher kannte man solche Systeme erst in der Raumfahrt und für Piloten sowie für Leute bei gefährlichen Sondereinsätzen – zum Schutz des eigenen Lebens und dem von Mitmenschen. Man will damit „Probleme“ besser identifizieren können, um dem Mitarbeiter bei Bedarf raschmöglichst Hilfe bieten zu können. Die physiosoligischen Daten wie Puls, Körpertemperatur, Atemfrequenz, Blutdruck, Mimik oder Bewegungen sollen Auskunft über den aktuellen Zustand des Mitarbeiters liefern. Diese Daten sollen über längere Zeit gesammelt und zu exakten Leistungs-Profilen verarbeitet werden. Alles im Namen der Optimierung und Effizienzsteigerung.

Bin ich einmal angespannt und müde, wird der Sekräterin automatisch mitgeteilt, ob sie mir einen Kaffee oder Orangensaft bringen soll. Welch herrliches Macho-Leben! Continue reading

Brillenträger dank Computer

Brillen-Hase von Optiker Krämer (http://www.optik-kraemer.de/)Dass die Arbeit am Bildschirm unseren Augen nicht besonders bekömmlich ist, wissen wir schon lange. Trotzdem verbringen wir immer mehr Stunden mit dem Computer, was zudem auch einen schlechten Einfluss auf manch häusliches Klima und die Scheidungsrate hat. Ob der Monitor nun unsere Sehfähigkeit direkt negativ beeinflusst oder bloss unsere ohnehin schon bestehnde, mit dem Alter zunehmende natürliche Sehschwäche zu Tage fördert, ist in Expertenkreisen noch nicht ganz geklärt. Tatsache ist jedoch, dass es immer mehr Brillenträger gibt. Um ihre Zukunft müssen sich die Optiker und Brillenfabrikanten keine Sorgen machen. Die Kunden laufen ihnen in Scharen zu. Und es werden immer mehr – vor allem in Asien. In Hongkong tragen bereits rund 80% der Menschen eine Brille, was aber eventuell auch auf eine genetisch bedingte Fehlsichtigkeit zurückzuführen ist.

Auch ich gehöre zu den Sponsoren der Optiker. Seit ich vor ein paar Jahren nicht nachvollziehen konnte, wo der Kollege auf einem Projektplan den betreffenden Text las, auf den er mich gerade hinwies, weiss ich, woher meine Kopfschmerzen kamen. Der Text stand in der Fusszeile in einer 6-Punkt-Schrift. Seit ich eine Intelligenzprothese auf der Nase trage, sind auch die Kopfschmerzen verschwunden und ich übersehe das Kleingedruckte in Verträgen nicht mehr. Nur, ganz billig ist das nicht. Für eine Sehhilfe für den intensiven, täglichen Gebrauch muss man gut und gerne 1’000 Franken hinblättern. Die in mancherlei Hinsicht privilegierte Computerarbeit hat auch ihren Preis. Meinen Optiker freut’s.

Wir können alles ausser Deutsch, aber dafür Denglisch

Anglizismen und Buzzwords erobern immer mehr die Deutsche Sprache – vor allem in der IT-Welt. Aber es gibt auch bereits eine Gegenbewegung, wie Daniel Hinderink in seinem Beitrag „Anglizismen sind out“ zum um sich greifenden denglischen Sprachmüll bei IT-Frontal beschreibt. Die Acappella-Combo „Wise Guys“ bringt es mit dem Song „Oh Herr, bitte gib mir meine Sprache zurück“ auf den Punkt: