Publizistik und Kommunikation

Medien-Manipulationen entdecken und interpretieren lernen

Über die manipulative Macht der Medien habe ich schon wiederholt geschrieben. Wer glaubt, dass alles, was in den Nachrichten über die Mattscheibe flimmert, sich auch wirklich so zugetragen hat, ist naiv – viel zu naiv. Hinter vielen Aktionen stehen Lobbies, die spezialisierte PR-Agenturen mit der Manipulation der öffentlichen Meinung beauftragen, wie dies zum Beispiel in der Schweiz bei der Abstimmung vom 17. Mai 2009 über die Einführung von biometrischen Reisepässen und Identitätskarten geschehen ist („Wie Medien und Politiker Abstimmungen manipulieren„, „Wirbel um Aussagen von Doris Fiala zum biometrischen Reisepass„). Damals wurde die PR- und Lobby-Agentur Furrer.Hugi&Partner AG mit der öffentlichen Meinungsbildung beauftragt. Bei der Minarett-Abstimmung hielt man eine intensive Medienarbeit offenbar nicht so sehr für nötig und wurde vom Volkswillen überrascht.

Wie solche PR-Agenturen funktionieren, zeigt der folgende Beitrag:

Aber nicht nur die Nachrichten, sondern auch Interviews und Talk-Shows werden (meist durch die speziell geschulten Moderatoren) gezielt manipuliert. Wie das funktioniert, zeigen die folgenden Beiträge:

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Das Netzwerk – ein Film aktueller denn je

Wer kennt noch den Film „Network“ von Sidney Lumet aus dem Jahre 1976 mit Faye Dunaway, William Holden, Peter Finch und Robert Duvall in den Hauptrollen? Der Film ist auch heute noch erschreckend aktuell – wohl noch mehr als damals. Hier zwei Ausschnitte:

Sehenswert in diesem Kontext ist auch der kabarettistische Beitrag von Georg Schramm zur systematischen Volksverblödung. Bissige Realsatire pur. Viel Spass dabei!

Schleichwerbung auf Nachrichtenportalen

Online-Nachrichtendienste haben es zur Zeit schwer und kämpfen um ihr Überleben, wie der Abbau der Redaktion bei der Netzeitung zeigt. Deshalb mischen viele als Nachrichten getarnte Werbung – so genannte Advertorials – unter ihre Nachrichten, um die Erträge aus der Werbung etwas aufzubessern. Der Leser merkt oft gar nicht, dass er eigentlich beworben wird, weil mit Angaben zu technischen Details der Eindruck einer seriösen Berichtersattung vorgetäuscht wird. Wettbewerbsrechtlich bewegen sich verschiedene Nachrichtenportale mit der Verbreitung dieser Art von „High-Value Spam“ auf sehr dünnem Eis.

Hier ein paar Beispiele zu zwei Websites, die mir in letzter Zeit diesbezüglich besonders aufgefallen sind:

GOLEM:

PC-Tipp:

An Werbung an sich ist nichts auszusetzen, aber sie sollte ehrlich und als solche erkennbar sein. Studien haben zudem gezeigt, dass in einem Deckmantel untergejubelte Werbung zumindest langfristig so gut wie keine positive Wirkung zeigt. Kurzfristig lässt sich zwar auch mit unehrlicher Werbung eine gewisse Aufmerksamkeit erhaschen. Wenn sich aber der Kunde belästigt, bevormundet oder veräppelt fühlt, schlägt sich das in einer – wenn vielleicht auch nur unbewussten – Abneigung der Marke gegenüber nieder. Und ich habe die entsprechenden RSS Feeds aus meinem Reader gelöscht.

Manipulation durch Medien

Von den Massenmedien geht eine ungeheure Macht aus, deren wir meist gar nicht so bewusst aber deren Einfluss wir tagtäglich ausgeliefert sind. Neben den drei offiziellen Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative bilden die Medien neben der Zentralbank die zweite inoffizielle Gewalt in einem Staat. Die Macht der Medien wäre eigentlich kein Problem, solange diese nicht für Partikularinteressen ausgenützt und missbraucht würde. Die Praxis zeigt jedoch ein anderes Bild und die Erfahrung hat uns gelehrt, dass es nur einer Minderheit gelingt, den Versuchungen der dunklen Seite der Macht zu widerstehen.

Die Manipulation durch die Medien habe ich schon in verschiedenen Beiträgen kritisiert. Besonders dass die „veröffentlichte Meinung“ als „öffentliche Meinung“ – also die Meinung der Öffentlichkeit – dargestellt wird, finde ich immer wieder störend. Die Ansichten, die Medienschaffende vertreten, können sich natürlich mit jenen der Allgemeinheit decken. Doch eine solche Meinungskongruenz ist eher zufällig, wird aber auch durch die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die Medien forciert.

Für den reiz- und informationsüberfluteten Zeitgenossen ist es unheimlich schwierig, in der bunten Medienwelt die Spreu vom Weizen zu trennen, d.h. zwischen sachlicher und wahrer Information und Manipulation zu unterscheiden. Die Anforderungen an die Medienkompetenz sind durch das Internet noch weiter gestiegen. Um diese Kompetenz zu entwickeln, ist es zwingend notwendig, die Mittel und Mechanismen der Manipulation zu verstehen. Erst neulich bin ich auf meinen Streifzügen durchs Web auf Rhetorik.ch auf den Beitrag „Medien und ihre Macht der Manipulation“ des Kommunikationsberaters Marcus Knill gestossen, der bereits in der Ausgabe 6/1997 der Zeitschrift „Achtung Sendung“ erschienen ist und auch heute im Web-Zeitalter noch vollumfänglich aktuell und gültig ist:

  • Die Macht der Themenauswahl
  • Die Macht der Mikrofon- oder Kamerapräsenz
  • Die Macht des Ausklammerns
  • Die Macht, darüber zu befinden, wieviel und welche Gäste eingeladen werden (Publikum)
  • Die Macht der Zumischung von Geräuschen oder Musik
  • Die Macht der Titelgebung
  • Die Macht der Bildauswahl (Fotos/Filmsequenzen)
  • Die Macht der Kameraführung
  • Die Macht der Nähe
  • Die Macht, den Hintergrund zu wählen
  • Die Macht der Tonsteuerung
  • Die Macht des Weglassens und Kürzens
  • Die Macht als Kontrollinstrument (Medien als sogenannte 4.Gewalt)
  • Die Macht der Etikettierung
  • Die Macht der An- und Abmoderation
  • Die Macht durch die Bestimmung der Spielregeln
  • Die Macht des Heimvorteils
  • Die Macht der Wortwahl
  • Die Macht, Produkte, Autoren, Veranstaltungen usw. zu fördern

In einem weiteren Beitrag „Massenmedien – Medien für die Massen“ (erschienen in der Zeitschrift „Achtung Sendung“, Nr. 8/2000) beleuchtet Knill zusätzlich auch die massenpsychologischen Phänomene. Wer sich noch nie eingehend mit der Materie auseinandergesetzt, empfehle ich bei Beiträge wärmstens zur Lektüre, denn wie Knill selber so schön sagt:

„Mit Massenmedien umgehen können will auch heissen, die Gesetzmässigkeiten der Massenkommunikation und die wichtigsten Phänomene der Massenpsychologie kennen.“

Der Schlüssel zur Kommunikation

Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen Kommunikation? Wie gelingt es, Botschaften gezielt zu platzieren, so dass sie vom Empfänger auch so verstanden werden, wie es der Absender will? Die moderne Kommunikationswissenschaft bedient sich gerne eines Transaktionsmodells (wie zum Beispiel das „Eltern-, Erwachsenen- und Kind-ICH“ nach E. Berne oder „Die vier Seiten einer Botschaft“ nach F. Schulz von Thun) und der Methoden der Transaktionsanalyse, um die Funktionsweise der menschlichen Kommunikation zu erklären.

So auch das Kommunikationsmodell nach C. E. Shannon und W. Weaver. Der Sender formuliert bzw. codiert seine Botschaft als Signal, das er dem Empfänger über einen Kommunikationskanal schickt, der dieses decodiert bzw. versteht und interpretiert. Durch Störungen des Kommunikationskanals und unpassende Codierung oder Decodierung kann das Resultat verfälscht werden. In technischer Hinsicht ist die humane Kommunikation prinzipiell indentisch mit der Kommunikation zwischen Computern. Die Unterschiede lassen sich durch einen Vergleich anhand eines vereinfachten Schichten-Modells in Anlehung an das OSI-Modell darstellen:

Schichtenmodell der Kommunikation
(Klick auf Diagramm für vergrösserte Darstellung!)

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Das Web verändert sich – aber nicht wirklich

Welcome to the World Wide WebJeder, der eine Website unterhält, schaut sich regelmässig zwischendurch die Besucherstatistiken an, aus denen sich einiges herauslesen lässt. „Wieviele Besucher hat die Website, wofür interessieren sie sich und woher kommen sie?“ sind die brennendsten Fragen, auf die jeder Websitebetreiber gerne eine Antwort möchte. Einen wesentlichen Einfluss auf die Zahlen haben die Tageszeit, der Wochentag und das Wetter (vor allem am Wochenende). In letzter Zeit fallen die Besucherzahlen allerdings etwas enttäuschend aus. Obwohl die relative Positionierung (z.B. in den Slug-Charts) keine grösseren Verschiebungen zeigt, nimmt die absolute Nutzung vor allem bei Blogs zwar nicht dramatisch aber doch stetig ab. Hat die Wirtschaftskrise nach den Virenschreibern nun auch die Blogosphäre erreicht? Sind dies die ersten Anzeichen des von mehreren für dieses Jahr prognostizierten Blogsterbens? Das Verhalten und die Erwartungen der Benutzer haben sich in den letzten zehn Jahren verändert, doch wie steht es mit der Evolution der Websites?

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Wirbel um Aussagen von Doris Fiala zum biometrischen Reisepass

Doris FialaAm nächsten Wochenende stimmen wir über die Einführung des neuen biometrischen Reisepasses ab (und verwerfen dies hoffentlich mit einem klaren NEIN). FDP-Nationalrätin Doris Fiala sorgt nun im ohnehin schon heissen Abstimmungskampf für zusätzliche Aufregung mit ihrem Votum zugunsten einer Verwendung der biometrischen Daten für Fahndungszwecke.

Wie ich bereits vorhergesagt habe, wird der Abstimmungskampf emotional und unsachlich geführt. Als jüngstes Beispiel zeugt davon der Artikel „Passdaten für Fahndungen“ (PDF und Online-Ausgabe) von Christoph Moser beim „Sonntag“ über die jüngsten Äusserungen der FDP-Nationalrätin Doris Fiala: „Ich bin der Meinung, die biometrischen Passdaten sollten auch für Fahndungen benutzt werden können … nur im Fall von Schwerverbrechen“. Sie begründet ihre Meinung mit: „Wir leben in Zeiten, in denen wir uns in der Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit für die Sicherheit entscheiden müssen. Diese Entwicklung macht auch vor Freisinnigen nicht Halt.“. Dies war sogar heise online einen Beitrag wert.

Frau Fiala erklärt sich

Noch am Sonntag habe ich Frau Fiala über ihre Website kontaktiert und von ihr folgende unpersönliche Antwort ohne Anrede erhalten:

Besten Dank für Ihre Zeilen. Ich bitte Sie, untenstehende Aussagen zur Kenntnis zu nehmen. Leider schreiben Medien nicht immer, was man effektiv gesagt hat.

Mit besten Grüssen: Doris Fiala

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Wie Medien und Politiker Abstimmungen manipulieren

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf belügt das StimmvolkDie Berichterstattung der Medien im Zusammenhang mit der Abstimmung vom 17. Mai 2009 über die Einführung von biometrischen Reisepässen ist mehr als nur zweifelhaft. Es wird immer offensichtlicher, dass die öffentliche Meinung über die veröffentlichte Meinung durch die Medien im Auftrag des Bundes manipuliert wird. Allen voran macht sich unsere Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf stark für den biometrischen Pass, wobei sie sich nicht schämt, das Stimmvolk mit gezielten Lügen zu desinformieren. Auffallend ist, dass in den Medien nur Politiker zu Wort kommen, aber niemand, der etwas von der RFID-Technologie in den Pässen versteht und Erfahrung mit der Verarbeitung von sensiblen Daten hat. Das Ganze hat System, hat aber nichts mit seriöser Berichterstattung zu tun.

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Zensur und Lizenzen für das Internet

Die Netzneutralität ist akut gefährdet. Einerseits sind es allen voran die Telekommunikationsunternehmen, die für die Beförderung der Datenpakete durch das Internet mehr abkassieren möchten. Andererseits sind da Staaten und Politiker, die meinen, die Informationsfreiheit einschränken und die Bürger bevormunden, überwachen und kontrollieren zu müssen, sei dies mit Internetsperren im Kampf gegen Kinderpornographie, Urheberrechtsverletzung oder (angeblichen) Terrorismus oder auch mit einer Internetnutzungslizenz, die den Bürger bei jedem Klick im Internet identifiziert und ihn bei dessen nicht-regelkonformer Nutzung aussperrt. Entsprechende Gesetze sind bereits in Ausarbeitung.

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Wissensmanagement im Enterprise 2.0

Informationen kann zwar in Datenbanken speichern, aber Wissen ist immer zwischen zwei Ohren und nur dort. Dieses geben wir gerne weiter, wenn wir ein interessiertes Publikum im passenden Kontext dafür haben. So funktioniert Wikipedia und so funktionieren auch alle Blogs mit einem grösseren Publikum. Social Software ist nicht die Lösung sondern lediglich ein Werkzeug, mit dem sich Lösungen realisieren lassen. Social Media (Wikis, Blogs, RSS-Feeds, …) ist nicht gleich Knowledge Management.

Wissen zu teilen, verlangt Offenheit und themenbezogene Netzwerke, welche die täglich Arbeit unterstützen. Dann wird das Teilen des Wissens zum positiven Nebeneffekt der Arbeit. Social Software vernetzt Inhalte mit Menschen und damit auch die Menschen untereinander – ganz unabhängig von formellen Hierarchien. Die Kunst des Wissensmanagements besteht darin, den richtigen Cocktail aus Organisation, Kultur und Technik zu mixen, ohne dadurch einen Information Overload zu kreieren – idealerweise über die Unternehmensgrenzen hinweg. Richtig eingesetzt, rechnet sich Enterprise 2.0 längerfristig auch für den Buchhalter sichtbar.

Simone Happ und Frank Wolf von Projektmanagement 2.0 haben ihre Erkenntnisse mit der Unterstützung von T-Systems MMS in einer medialen Wissensmanagement-Trilogie zu Enterprise 2.0 zusammengestellt:

Der Wikipedia Irrtum: Wissensmanagement im Enterprise 2.0

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