Personalisierung

Ad-Blocker zur Content-Personalisierung weisen den Weg in die Zukunft

Werbung nicht erwünschtWerbungsvermarkter, Verlage, Medien und sonstige sich über Werbung finanzierende Content-Produzenten sehen Werbeblocker als ihren grössten Feind und bemühen mitunter recht skurile juristische Tricks, um gegen sie anzukämpfen – allerdings mit sehr mässigem Erfolg. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, schon über die Hälfte der Internet-Nutzer ist nur noch mit einem Ad-Blocker im Web unterwegs und ihre Zahl steigt ungebrochen. Neben den alten Medien kämpfen auch die grossen Content- und Kommunikations-Intermediäre wie Google oder Facebook, denn sie verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Online-Werbung. Um uns auf uns zugeschnittene Werbung präsentieren zu können, müssen sie eine Menge über uns wissen und spähen dazu auch unsere intimsten Geheimnisse aus. Nur so können sie die Streuverluste ihrer Werbung minimieren und den Wert ihrer Werbeeinblendungen maximieren. Dass sie dabei unsere Intimsphäre und unsere Grundrechte verletzen, darf uns nicht stören, solange wir ihre Dienste kostenlos in Anspruch nehmen. Wir bekommen so weit möglich nur personalisierte Inhalte zu sehen, d.h. was wir sehen ist nach bestem Wissen und Gewissen gefiltert, gewichtet und manipuliert, und dies gilt nicht nur für die Werbung sondern für sämtliche Inhalte. Eine gewisse soziale und politische Brisanz lässt sich nicht leugnen. Trotzdem scheint dieses Treiben auf breite, stillschweigende Akzeptanz zu stossen. Aber eben nicht ganz und auch immer weniger.

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Der Preis der Gratiskultur

gratisDas Webzeitalter wurde in den Anfangsjahren massgeblich dadurch geprägt, dass praktisch alle Inhalte umsonst zu haben waren. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Bezahlinhalte konnten sich nur in der Nacktfleischbeschau-Industrie richtig etablieren. Aber auch dort bröckelt dieses Geschäftsmodell zunehmend durch die Konkurrenz der Amateur-Exhibitionisten. Konsumenten sind nicht bereit, für Inhalte im Web zu bezahlen.

Dies bestätigt auch die neuste Studie von Nielsen: 85 Prozent der Befragten würden es vorziehen, wenn bisher kostenlose Inhalte auch weiterhin kostenlos blieben und 79 Prozent würden Websites nicht mehr nutzen, die für ihre Inhalte zur Kasse bitten würden, sofern es kostenlose Alternativen gäbe. Und wenn sie schon dafür bezahlen würden, müsste das Angebot massgeblich besser sein als das, was heute eh schon kostenlos angeboten würde. 62 Prozent sind der Meinung, dass wenn sie für einen Inhalt bezahlt hätten, ihnen das Recht zustehen sollte, diesen beliebig zu kopieren und mit anderen zu teilen. 64 Prozent wollen zudem keine Werbung sehen, wenn sie für Inhalte bezahlen würden.

Anbieter wollen Geld sehen

Die Anbieterseite hat es schwer, ihre Arbeit für die ins Web gestellten Inhalte angemessen entlöhnt zu bekommen. Wer arbeitet, will dafür auch bezahlt werden. Doch blöderweise besteht im Web zwischen Anbieter und Konsument in der Regel kein Vertrag. Deshalb haben Anbieter kein Anrecht, für die produzierten Inhalte durch die Konsumenten bezahlt zu werden. Trotzdem wollen sie irgendwie zu ihrem Geld kommen und lassen sich dazu einiges einfallen. Wenn die Konsumenten nicht dazu gebracht werden können, freiwillig zu bezahlen, sollen diese nach Meinung gewisser Medien- und Verlagshäuser per Gesetz dazu verpflichtet werden. Die „Kulturflatrate“ und ein „Leistungsschutzrecht“ sollen Geld in die Kassen spülen. Manche Medienfürsten scheinen eine recht totalitäre Ansicht von der freien Marktwirtschaft zu haben.

Niemand zwingt ein Unternehmen, online kostenlos Inhalte bereitzustellen. Sie tun es alle freiwillig, obwohl sie damit nichts verdienen – zumindest direkt nicht, weil anscheinend kein Markt dafür besteht. Wenn gemäss der gängigen Lehre der freien Marktwirtschaft ein Markt bestünde, müsste sich aus Angebot und Nachfrage ein Preis ergeben. Doch dieser Preis scheint praktisch bei Null zu liegen. Und trotzdem tun sie es alle. Funktioniert die Onlinewelt nach anderen Gesetzen?

Persönliche Daten sind Gold wert

Im Gegenzug zum kostenlosen Konsum hat sich das Geschäft mit persönlichen Daten der Benutzer etabliert. Legal, illegal, scheissegal! So könnte man das Motto von vielen Daten sammelnden Anbietern vermuten. Allen voran sind es die grossen Plattformen wie Google, Facebook, MySpace, YouTube, Xing, Netlog und MSN bzw. Live, bei denen riesige Berge an Nutzungsdaten anfallen. Doch streng genommen sind sie gar keine Content-Anbieter sondern lediglich Intermediäre. Sie stellen selber keine Inhalte her, sondern „vermitteln“ nur Inhalte, die andere ins Netz stellen. Die wahren Content-Ersteller gehen dabei leer aus.

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Ein Kind namens Google

Google macht auf mich den Eindruck eines hyperaktiven Kindes, das überall dabei sein und alles wissen will. Doch das Kind Google fragt nicht zuerst, wie es sich für ein wohlerzogenes Kind gehören würde. Es steckt seine Nase einfach in alles rein – ungeachtet dessen, ob es das dürfte oder nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Google nie Eltern gehabt hat, die ihm hätten Anstand beibringen können.

Nicht jeder ist gewillt, dem Kind über alles Auskunft zu geben. Es gibt Bereiche des Lebens, da lässt man nicht jeden einfach reinschauen. Diesen Bereich bezeichnen wir als Privat- und Intimsphäre. Doch das Kind Google schert sich nicht um solche Details. Es verfolgt seine Ziele strebsam, konsequent und mit Rafinesse. Damit wir es in unser Schlafzimmer blicken lassen, verspricht es uns „kostenlose“ Annehmlichkeiten und Dienste. Mit Speck und Käse fängt man schliesslich Mäuse.

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