Web/Internet

Ad-Blocker zur Content-Personalisierung weisen den Weg in die Zukunft

Werbung nicht erwünschtWerbungsvermarkter, Verlage, Medien und sonstige sich über Werbung finanzierende Content-Produzenten sehen Werbeblocker als ihren grössten Feind und bemühen mitunter recht skurile juristische Tricks, um gegen sie anzukämpfen – allerdings mit sehr mässigem Erfolg. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, schon über die Hälfte der Internet-Nutzer ist nur noch mit einem Ad-Blocker im Web unterwegs und ihre Zahl steigt ungebrochen. Neben den alten Medien kämpfen auch die grossen Content- und Kommunikations-Intermediäre wie Google oder Facebook, denn sie verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Online-Werbung. Um uns auf uns zugeschnittene Werbung präsentieren zu können, müssen sie eine Menge über uns wissen und spähen dazu auch unsere intimsten Geheimnisse aus. Nur so können sie die Streuverluste ihrer Werbung minimieren und den Wert ihrer Werbeeinblendungen maximieren. Dass sie dabei unsere Intimsphäre und unsere Grundrechte verletzen, darf uns nicht stören, solange wir ihre Dienste kostenlos in Anspruch nehmen. Wir bekommen so weit möglich nur personalisierte Inhalte zu sehen, d.h. was wir sehen ist nach bestem Wissen und Gewissen gefiltert, gewichtet und manipuliert, und dies gilt nicht nur für die Werbung sondern für sämtliche Inhalte. Eine gewisse soziale und politische Brisanz lässt sich nicht leugnen. Trotzdem scheint dieses Treiben auf breite, stillschweigende Akzeptanz zu stossen. Aber eben nicht ganz und auch immer weniger.

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Was ist der Unterschied zwischen privaten und staatlichen Geheimdiensten?

Die massenmediale Berichterstattung über die Massenüberwachung erscheint mir immer wieder als eigenartig schizophren. Während gegenüber der anlasslosen und verdachtsunabhängigen Überwachung durch Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden tendenziell kritisch Stellung bezogen wird, wird diesbezüglich kaum oder nur sehr selten und auch dann nur äusserst verhalten Kritik an globalen Anbietern wie Google, Apple, Microsoft, Facebook, Twitter, Samsung und anderen geübt. Das verwundert Branchenkenner auch nur wenig, denn mit denen sind unsere Qualitätsmedien schliesslich wirtschaftlich verbandelt. Diese wahrnehmungstechnische Skurilität hat Christine Prayon bereits vor rund einem Jahr in einer satirischen Kurzeinlage aufgezeigt. Nur, genutzt beziehungsweise etwas geändert hat sich seither gar nichts.


Christine Prayon in „Die Anstalt“ vom 26.05.2015 über Geheimdienste

Seit vor allem das FBI Druck auf die Anbieter macht, ihr Hintertüren in Hard- und Software einzubauen und Geräte zu knacken, stehen diese im Verdacht, auch rechtswidrigen Begehren von Behörden Folge zu leisten und die Grundrechte ihrer Kunden zu verletzen. Dabei kann von „Kunden“ eigentlich kaum die Rede sein, denn diese bezahlen meist keinen Cent (ev. mit Ausnahme von Apple und und allenfalls Microsoft). Und wer in einer Geschäftsbeziehung nicht der zahlende Kunde ist, ist in der Regel selber das Produkt, das zu Geld gemacht wird. Natürlich erfolgt diese Verwertung nicht direkt sondern über die über die Opfer gesammelten persönlichen Daten. Weil aber Datenklau nicht physisch weh tut, empfinden naive Benutzer dabei weder Verlust noch Schmerz, der sie zur Gegenwehr veranlassen würde.

Die Anbieter operieren selber quasi als private Geheimdienste. Als Komplizen der staatlichen Bespitzler wollen sie trotzdem nicht wahrgenommen werden. Dies wäre reputations- und geschäftsschädigend, weil mit dem Vertrauensverlust ein erheblicher Verlust an Benutzern und damit Ressourcen einhergeht. Dagegen wehren sich die Firmen verständlicherweise zumindest vordergründig und öffentlichkeitswirksam und lassen dabei kein Rechtsmittel unausgeschöpft. Die Medien füttern sie systematisch mit entsprechenden Informationen über ihre Rechtsklagen und Drohgebärden. Das zu erwartende Resultat nimmt allerdings die Volksweisheit „Bellende Hunde beissen nicht“ schon vorweg. Doch seien wir mal ehrlich: welchen Unterschied macht es, ob wir von privaten oder staatlichen Geheimdiensten überwacht und ausspioniert werden?

Wer hat meine Daten gecloud?

cloud-computing

Cloud Computing ist einer der angesagtesten Trends in der Informatik. Daten irgendwo im Internet zu speichern und dann auf diese mit jedem Gerät von überall auf der Welt zugreifen zu können, wäre grundsätzliche eine gute Sache, wenn da nicht das „irgendwo“ wäre. Oft werden die Daten immer noch unverschlüsselt über das Internet übertragen und dabei meist auch unverschlüsselt beim Anbieter des Dienstes gespeichert. Und wenn eine Verschlüsselung der Daten vorgenommen wird, sind die Schlüssel viel zu schwach oder der Anbieter besitzt einen Hauptschlüssel, mit welchem er die Daten entziffern kann. Viele Anbieter bedingen sich in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen Rechte aus, die an Frechheit nur schwer zu überbieten sind – insbesondere die „kostenlos“-Anbieter wie Google, Microsoft, Apple, und viele mehr. Da weniger als 1 Promille der Benutzer diese überhaupt jemals liest, geschweige denn versteht, und einfach blind und naiv ihre Zustimmung erteilt, fühlen sich die Anbieter in ihrem Verhalten legitimiert. Doch das hat schwerwiegende Konsequenzen – wenn nicht heute, dann morgen. Man möge mir jetzt bitte nicht gleich mit den Ausnahmen kommen! Ja, die gibt es zum Glück auch. Nur leider gehören sie zu einer Minderheit, die Geschäftskunden bedient. Diese kann sich den anständigen Umgang mit ihren Kunden auch leisten, da sie von ihnen auch anständig entlöhnt wird. Die meisten Cloud-Anbieter jedoch verdienen ihr Geld, indem sie ihre Daten beziehungsweise die ihrer Kunden sowie die Reichweite ihres Dienstes monetarisieren. Wie dies genau passiert, bleibt den „Kunden“ weitgehend verborgen. Man würde meinen, dies wäre Grund genug, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen und der Puls in die Höhe schiesst ebenso wie der Adrenalinspiegel. Aber wie sagte einst schon des Adolfs Reichspropagandaminister Joseph Goebbels so beruhigend? „Wer nichts zu verbergen hat, braucht nichts zu befürchten.“ Wer diesen Schmarren glaubt, braucht erst gar nicht weiter zu lesen.

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Digitale Privatsphäre

Technologie hat der Menschheit schon viel Gutes beschert, aber auch viel Böses ermöglicht. Eine Technologie selber ist immer wertfrei. Sie erhält ihren Wert erst durch ihre Verwendung durch uns Menschen. Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat viele Lebensbereiche so massiv verändert wie kaum eine andere Technologie zuvor und diese Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Neben allen durch sie ermöglichten Errungenschaften und Annehmlichkeiten bedroht sie aber zugleich auch unsere digitale Privatsphäre. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen beschränken sich nicht auf die digitale Welt sondern haben sehr ernste Auswirkungen auf unser ganzes künftige Leben.

Warum ist digitale Privatsphäre wichtig? Gibt es oder kann es so etwas im Informationszeitalter überhaupt noch geben? Hat jemand, der (aus seiner Sicht) nichts zu verbergen hat, wirklich nichts zu befürchten? Die Technologie-Journalistin Aleks Krotoski ist durch die Welt gereist und hat recherchiert, wie es um die digitale Privatsphäre im 21. Jahrhundert steht. Entstanden ist daraus der Dokumentarfilm „The Power of Privacy“:


The Power of Privacy

Ermöglicht hat diesen Aufklärungsfilm die Zeitung „The Guardian“ (erste Publikationspartnerin von Edward Snowden) mit Unterstützung von SilentCircle (Herstellerin des auf Sicherheit getrimmten Android-Blackphones).

Medienkompetenz kann man lernen

MedienkompetenzVor dem Internetzeitalter beschränkte sich die Medienkompetenz auf den technisch korrekten Gebrauch von Radion und Fernsehen und den „vernünftigen“ und massvollen Konsum dieser Medien. Heute ist das Thema wesentlich komplexer und die Anforderungen sind ungleich viel höher. Zugleich erodieren die bisherigen Wertestandards zunehmend, welche früher zumindest als Orientierungshilfe herangezogen werden konnte, auch wenn man mit diesen nicht unbedingt immer einverstanden war. Wie soll sich jemand in der Komplexität der heutigen Medien überhaupt noch zurecht finden?

Das Werteverständnis ist in unserer Gesellschaft immer heterogener und auch angesichts der immer grösser werdenden Kulturvielfalt in einer globalisierten Welt wird es immer schwieriger, eine allgemein verbindliche Norm zu definieren. Innerhalb der geltenden Gesetze muss jeder selber entscheiden, was für ihn richtig oder falsch ist. So lautet zumindest die liberale Antwort auf die Frage nach der wertebasierten Medienkompetenz. Darüber kann (und soll) man natürlich streiten.

Was jedoch den rechtlichen Rahmen betrifft, ist der für alle gleich, und sowohl diesen als auch gewisse technische Standards sollte man schon kennen, um als medienkompetent gelten zu können. Wer sein Wissen auf die Probe stellen möchte, kann dies beim Medienkompetenzquiz des mekonet (Medienkompetenz-Netzwerk Nordrhein-Westfalen) tun, welches vom Grimme-Institut in Zusammenarbeit mit dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW erarbeitet wurde.

Eine Zeitreise zu den Anfängen des Internets

Das Internet und darin vor allem das World Wide Web (WWW) und E-Mail sind aus unserem Alltag gar nicht mehr weg zu denken. Der weltweite Datenaustausch in Echtzeit ist für uns heute so selbstverständlich wie der Strom aus der Steckdose. Mit Begriffen wie „Archie“ und „Gopher“ kann heute kaum noch jemand etwas anfangen und an den Lynx Browser erinnert sich auch niemand mehr. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren dies noch Standard-Internetanwendungen. Eine nostalgische Zeitreise zurück in die Vergangenheit der Informations- und Kommunkationstechnologie …


Das Internet aus Sicht der 90-er Jahre

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Das Revolutionäre in den Netzen

Was bringt uns die Vernetzung von Menschen über das Web? Welche Auswirkungen hat es auf die Gesellschaft, wenn sich Menschen, die sich in der Regel gar nicht kennen, zu einer Aktions-Gemeinschaft zusammenschliessen, weil sie gemeinsame Wertvorstellungen und Ziele teilen, und durch den Austausch ihrer Gedanken neue Impulse generieren und ungeahnte Dynamiken entfesseln? Wie kann und soll man damit umgehen? Wie kann man dies positiv nutzen?

Mit diesen und weiteren Fragen befasst sich seit längerem Prof. Dr. Peter Kruse, der sich dazu an der 4. Sitzung der Enquete Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ im Deutschen Bundestag am 5. Juli 2010 äusserte (ganze Stellungnahme als PDF Datei):


Revolutionäre Netze durch kollektive Bewegungen

Durch die Verschiebung von den PUSH-Medien TV, Radio und Print zum PULL-Medium Web/Internet fand eine Machtverschiebung vom Anbieter zum Konsumenten statt. Durch die raschen, immer verfügbaren und äusserst kostengünstigen Kommunikationsmöglichkeiten wird eine hohe Vernetzungsdichte von Individuen möglich. Die Menschen schliessen sich zu Bewegungen zusammen und werden durch ihr gemeinsames Handeln mächtig. Kommt es in einem solchen vernetzten System zu einer hohen Spontanaktivität und Erregung, besteht die Tendenz zur Selbstaufschauklung, wenn dabei der Nerv des Zeitgeistes getroffen wird. D.h. es entsteht Resonanz. Und bei einer spontanen Resonanz in einer grossen, hoch vernetzten Gruppe kann diese Resonanz auch zu unkontrollierbaren Ereignissen von grosser Dynamik führen. Dies gilt sowohl für spontane Massenbesäufnisse (z.B. Bottelóns) als auch für Demonstrationen von Empörten (z.B. Occupy Bewegung, Arabischer Frühling).

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Black Friday und Cyber Monday – Kaufrausch in den USA

Punkt Mitternacht von Donnerstag Thanksgiving auf den Freitag begann in den USA mit dem „Black Friday“ der Weihnachtsverkauf mit Schnäppchenangeboten. Über die meist übersichtlichen Schlangen vor den Aldis in Deutschland können die Amis nur schmunzeln und hier in der Schweiz sind sie noch kürzer bis meist inexistent. In den grossen Kaufhäusern in den USA dagegen geht die Post in für uns kaum vorstellbaren Dimension ab. Sobald die Türen öffnen, fluten Tausende Schnäppchenjäger die Geschäfte.


Sturm auf die Thousand Oaks Mall in California

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Inhaltsüberwachung verstösst gegen Grundrechte

Europäischer Gerichtshof - LogoDer Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden (PDF), dass Internetzugangs-Anbieter (Internet Service Provider, ISP) nicht nur nicht gezwungen werden dürfen, die übertragenen Daten ihrer Kunden ohne einen ausreichenden Verdacht und richterlichen Beschluss auf rechtswidrige Inhalte (vor allem im Hinblick auf Urheberrechtsverletzungen beim Austausch von Film- und Musik-Dateien) zu überprüfen, sondern bezeichnet eine solche verdachtslose Überwachung als Verstoss gegen die EU-Richtlinie über den elektronischen Geschäftsverkehr und als unvereinbar mit den Grundrechtecharta der EU. Die Inhaltsanalyse des Datenverkehrs mittels Deep Packet Inspection (DPI) verursacht Kosten beim ISP, schränkt dessen unternehmerische Freiheit ein und verstösst gegen die Netzneutralität. ISPs sollen nicht Polizei für die Unterhaltungsindustrie spielen müssen. Jedes anders lautende Urteil hätte zudem weitreichende Konsequenzen für die Menschenrechte und würde einen völlig unverhältnismässigen Eingriff in die Privatsphäre bedeuten. Besteht allerdings ein hinreichender Verdacht mit konkreten Anhaltspunkten zu einer Rechtsverletzung beziehungsweise einer Straftat, die einen solchen Eingriff rechtfertigen würde, ist eine Überwachung des Datenverkehrs der betroffenen Person mit einer gerichtlichen Anordnungen auf einer entsprechenden Rechtsgrundlage weiterhin möglich, wobei ein Zugangsanbieter im Rahmen seiner Möglichkeiten und des ihm Zumutbaren zur Mithilfe verpflichtet werden kann.

Die Unterhaltungsindustrie täte gut daran, ihre Ansprüche und vor allem ihr Geschäftsmodell zu überprüfen und an die Realität des Informationszeitalters anzupassen. Es ist nun einmal eine Tatsache, dass Daten in digitaler Form unabhängig von ihrem Inhalt beliebig verlustfrei und praktisch kostenlos kopiert werden können. Einen technischen Schutz, der die Nutzung dieser Daten gezielt steuern liesse gibt es nicht und kann es prinzipbedingt gar nicht geben, ohne die Privatsphäre der Nutzer vollständig abzuschaffen. Dies hat einen grossen Einfluss sowohl auf Immaterialgüter als auch auf den Datenschutz. Es wäre an der Zeit, dass diese Tatsachen endlich auch eine entsprechende Berücksichtigung in der Gesetzgebung finden würden. Diese hinkt der technologischen Entwicklung leider um Jahrzehnte hinterher.

Wie Algorithmen über uns bestimmen

Algorithmus und RegelkreisMan könnte meinen, als Informatik-Ingenieur wäre ich für jede technologische Neuheit zu begeistern und hätte stets die modernsten technischen Geräte (Computer, Smartphone, Navigationssystem, etc.) im Einsatz. Doch weit gefehlt! Viele meiner Freunde und Kollegen haben ein iPhone der vierten Generation, ihr Auto mit Navigationssystem und Echtzeit-Staumelder ist nicht älter als drei Jahre und ihr Computer bearbeitet Filme in Full HD-Auflösung in Echtzeit. Selbst die Notebooks meiner Kidds sind erst etwas über ein Jahr alt und Junior hat ein webfähiges Smartphone mit Touchscreen. Für manche Zeitgenossen wäre mein Leben der reinste Horror. Mein Arbeitsrechenknecht dient mir schon ganze sechs Jahre und hat bisher lediglich einmal zwei neue Harddisks spendiert bekommen, bei meinem bald vier Jahre alten Mobiltelefon lässt langsam die Akkukapazität nach und mein Auto (Jahrgang 1998) hat weder einen Boardcomputer noch ein Navigationssystem.

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Echtzeitüberwachung via Spielkonsole KINECT

Microsoft Kinect für Xbox 360

Microsoft verkauft „Kinect“ zur Erweiterung der Xbox 360 als Revolution und das Ding hat durchaus Potential, zum Renner zu werden, zumal auch der Preis von 150 Euro beziehungsweise 199 Schweizer Franken alles andere als überrissen ist. Mit Kinect kommt die Spielkonsole ohne Controller aus, denn Kinect funktioniert wie ein 3D-Touchscreen, nur dass es nicht mit den Fingern sondern mit dem ganzen Körper gesteuert wird. Couch Potatoes werden kaum Gefallen daran finden. Das ist nur etwas für bewegungsaktive Menschen und für solche, die nichts zu verbergen haben und sich gerne ausspionieren lassen …

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Neues aus Absurdistan 11

Onlinekartendienste wie Google Maps und Bing Maps erfreuen sich grosser Beliebtheit nicht nur bei Privatanwendern sondern auch bei Spionen, Einbrechern, Terroristen, den Medien und sogar beim Militär. Doch leider ist das Kartenmaterial nicht immer über alle Zweifel erhaben. Das musste auch der nicaraguanische Militärkommandeur Edén Pastora erfahren, der seine Truppen an den See „San Juan“ im Nachbarland Costa Rica verlegte und dort die Flagge Costa Ricas einzog, um die nicaraguanische Landesflagge zu hissen, angeblich weil Google den Grenzverlauf um rund 2.7 Kilometer versetzt anzeigte. Die Kartendaten stammten vom US Department of State. Ob dies nun auf einen Fehler oder eine bewusste Fälschung zurückzuführen ist, ist unklar, zumal der Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern schon länger umstritten ist. Jedenfalls beschwor der Kommandeur damit einen Konflikt zwischen den beiden Staaten herauf. Der militärische Einmarsch in Costa Rica hätte durchaus als Kriegserklärung aufgefasst werden können. Doch Costa Rica hat schon seit Jahrzehnten keine Armee mehr, seit der damalige Präsident José Figueres Ferrer diese abgeschafft und die Armeelosigkeit in der Verfassung festgeschrieben hat. So konnte die Bananenrepublik dem Eindringling auf militärischer Ebene nichts entgegen setzen. Es blieb bei der Empörung Costa Ricas und die Regierung erwägt, die UNO einzuschalten, denn dies war nicht der erste Grenzverstoss. Der Volkszorn schwelt zunehmend.

Es ist schon erstaunlich, welch ein Vertrauen solchen Gratisdienstleistungen entgegengebracht wird. Trotzdem bin ich nicht wirklich überrascht. Schliesslich vertrauen bereits seit längerem ganze Wirtschaftszweige auch dem GPS-Signal, dem globalen Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung und Zeitmessung. Navigationssysteme der Schiff- und Luftfahrt sowie in Fahrzeugen, elektronische Fussfesseln im erleichterten Strafvollzug, Landvermessungen und vieles mehr basieren auf den Satellitendaten des US-Verteidigungsministeriums, d.h. die Daten werden von einem Land geliefert, das sich seit rund zwanzig Jahren im permantenten Kriegszustand befindet. Die fatalen Konsequenzen von falschen GPS-Daten kann man sich kaum ausmalen. Ich hoffe, hier passiert keine solche Panne wie bei Google Maps.