„Social Communities“ schiessen immer noch wie Pilze aus dem Boden. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht von einer neuen Plattform erfahre. Die meisten bieten kaum einen realen Nutzen und sind daher keine Würdigung wert. Heute bin ich jedoch auf eine gestossen, die ein sehr breites Publikum (alle Arbeitnehmer sowie auch deren Arbeitgeber) anspricht und grundsätzlich einem grossen Bedürfnis entspricht. Bei kununu.com können Arbeitnehmer ihre Arbeitgeber in Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten. Das Prinzip der Bewertung von Produkten, Dienstleistungen und Anbietern ist nicht neu und ist zum Beispiel bei eBay und Amazon schon lange Praxis. Neu hingegen ist die systematische Bewertung von Arbeitgebern. An dieses Thema hat sich bisher noch keines der Job-Portale gewagt, denn es ist ein heisses Eisen. Die Gefahr, zum Hetzforum oder Werbemedium zu verkommen, ist gross. So wird auch unter „Über kununu“ darauf hingewiesen und mit Regeln und Prinzipien wird versucht, Missbrauch zu verhinden.
Der Zwang zur Registrierung stellt eine Hürde dar, die viele Nutzer abschreckt. Schon wieder ein Account, für den ich mir Benutzername und Passwort merken muss. Ich habe doch schon über 136! Wie soll ich mir das merken und die Übersicht über alle meine Logins bewahren? Das wird viele potenzielle Nutzer und Bewerter abschrecken. Andererseits kann ich auch verstehen, dass der Betreiber der Plattform, Mark Poreda eine gewisse Kontrolle über die Nutzung haben möchte. Nur, was hat er davon, wenn sich Nutzer unter irgendeinem Pseudonym registrieren?
Ich habe mir mal die Bewertungen von ein paar Unternehmen angeschaut, die ich persönlich recht gut bis sehr gut kenne. Dabei ist mir aufgefallen, dass Führungskräft ihre Arbeitgeber tendenziell besser bewerten als einfache Angestellte. Leider ist nicht ersichtlich, welche konkrete Funktion ein Bewerter im Unternehmen ausübt. Bei einigen Bewertungen hatte ich den Eindruck, dass sie im Auftrag des Arbeitgebers verfasst wurden. Andere waren eindeutig das Fazit frustrierter Mitarbeiter, die das Bedürfnis hatten, ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Wäre ich Arbeitgeber, würde ich mir ein paar Hundert Accounts eröffnen und mich selber positiv bewerten – nicht so übertrieben, dass es völlig unglaubwürdig wirkt, aber dennoch mit einer kräftigen Färbung zu meinen Gunsten. Das ist praktisch kostenlose Imagepflege. Wer kann schon nachvollziehen, ob ein Bewerter wirklich jemals für einen Arbeitgeber tätig war? Ob durch eine Vielzahl an Bewertungen wirklich die erhoffte Objektivität gewährleistet werden kann, wage ich daher zu bezweifeln.
Mein Fazit: Nette Idee, die sicher einem breiten Bedürfnis sowohl seitens der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber entspricht. Die Glaubwürdigkeit und Relevanz der Bewertungen kann aber leider überhaupt nicht gewährleistet werden. Deshalb glaube ich nicht, dass kununu längerfristig Erfolg haben wird. Schade eigentlich.