Der Software-Gigant in Redmond hat 2005 sein „Windows Anytime Upgrade“ unter dem Namen „System and method for delivery of a modular operating system“ zum Patent angemeldet. Jetzt soll darüber entschieden werden. Es handelt sich um das Konzept eines modularen Betriebssystems mit DRM-Integration, das z.B. bei Windows Vista zum Einsatz kommen soll. Mit Linux ist bereits seit mehreren Jahren ein solch modulares Betriebssystem am Markt. Dass es noch niemandem in den Sinn kam, das gute Teil mit einem „Digital Restriction Management“-System zu verheiraten, liegt in der Natur von Open Source. Aufgrund meiner Erfahrungen darf ich annehmen, dass zumindest ein wesentlicher Teil aus Trivial-Patenten oder altem Wein in neuen Schläuchen besteht. Jedenfalls ist dies bei IT-Patenten heutzutage völlig „en vogue“ und dient lediglich dazu, die Mitbewerber einzuschüchtern.
Mittels digitaler Signatur will Microsoft die Berechtigung eines Moduls prüfen, d.h. Microsoft gibt beziehungsweise nimmt sich die totale Kontrolle auch über Betriebssystem-Erweiterungen von Drittanbietern und damit auch über unseren Computer. Wenn MS der Ansicht ist, dass das betreffende Software-Teil nicht vertrauenswürdig, zu wenig stabil oder gar zu wettbewerbsfördernd ist, darf es nicht installiert und schon gar nicht ausgeführt werden. Dies gilt für Druckertreiber genauso wie für Antiviren-Software und Firewalls. Um auf der Liste der Anbieter von Microsoft’s Gnaden aufgenommen zu werden, wird der Riese entsprechende Zertifikate mit zugehörendem Schulungsangebot teuer verkaufen. Dieser Schuss könnte aber nach hinten losgehen.
Ich gehe davon aus (und hoffe natürlich), dass dies erneut die Wettbewerbshüter auf’s Parkett bringen wird. Natürlich verstehe ich, dass Microsoft bedingt durch den Wandel der Technologie und der damit verbundenen Geschäftsmodelle seine Felle allmählich davon schwimmen sieht. Open Source (= freie Software für freie Bürger) ist im Kommen und erhält täglich neue Anhänger – auch ich zähle mich seit Anbeginn der Zeit dazu. Auch die laufenden Diskussionen über eine grundlegende Reform des geltenden Urheberrechts verunsichern manch einen Anbieter. Es kann aber nicht sein, dass ein Unternehmen seine Markt beherrschende Stellung derart anmassend ausnutzt, um Kasse zu machen. „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ heisst eine viel zitierte Weisheit. Wenn ein Unternehmen die Signale am Markt zwar erkennt, sich aber derart wehement und tolpatschig gegen technische und gesellschaftliche Veränderungen zur Wehr setzt, dann sollte es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis es vom Markt verschwindet.