Month: Mai 2010

Die Google-Panne und andere Datensauereien

GooglemobilGoogle hat auf den Fahrten mit dem Googlemobil nicht nur Aufnahmen für den Kartendienst Street View gemacht, sondern auch – angeblich versehentlich – WLANs (SSID und MAC-Adresse) inventarisiert und dabei Verkehrsdaten nicht verschlüsselter Verbindungen in offenen Funknetzen mitgeschnitten. Der Suchriese behauptet, dass es sich dabei um einen Fehler und um eine unbeabsichtigte Verwendung von Programmen aus früheren Experimenten handelt. Angeblich sollen sich dabei in 30 Ländern lediglich 600 Gigabyte an Daten angesammelt haben, einfach so und lange ohne dass es jemand bemerkt hätte. Das wäre etwa vergleichbar mit einem Aussendienstmitarbeiter, der völlig unbeabsichtigt ein Maschinengewehr auf dem Dach seines Autos montiert, damit auf der Fahrt völlig unbeabsichtigt in der Gegend rumballert und nicht merkt, dass er Leute umbringt. Alles nur ein dummer Zufall oder eine Verkettung unglücklicher Umstände? Allein schon so etwas allen Ernstes zu behaupten, ist eine unverschämte Frechheit oder zeugt von einer Schlamperei und Inkompetenz galaktischen Ausmasses.

Wenn es sich nur um einen einzigen Kamerawagen handeln würde, könnte man Google die Geschichte mit etwas Wohlwollen noch glauben. Doch es sind Dutzende Wagen in verschiedenen Ländern über einen Zeitraum von Monaten und Jahren. Continue reading

„Was ich nicht sagen sollte …“

Lobbyisten arbeiten in einer Symbiose mit den Medien, denn Lobbyarbeit ist gezielte Manipulation und dafür braucht es einen geeigneten Kommunikationskanal zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Wie dieses Zusammenspiel funktioniert, demonstriert der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins Titanic Martin Sonneborn, der auch für die Satiresendung heute show arbeitet, in einem Interview mit Pro-Generika-Chef Peter Schmidt:

Dem Programmdirektor des ZDF hat dieser Beitrag natürlich nicht sehr gefallen, denn Sonneborn hat damit einen Tabubruch und ein Sakrileg begangen. Hätte Schmidt gewusst, dass er aufs Glatteis geführt wurde, hätte er Sonneborn im Anschluss ans Interview bestimmt nicht als Belohnung zu einem Schlemmermahl eingeladen.

MySpace Girl

Wenn naive Teenager sich mit ihren Netzbekanntschaften ohne Wissen ihrer Eltern im echten Leben verabreden und besorgte Eltern ihre Verantwortung wahrzunehmen versuchen, kann das schon mal in etwas heftigeren Auseinandersetzungen enden:

Neue Technologien verändern die Lebensgewohnheiten und bringen neue Herausforderungen mit sich, auf die sich Eltern rechtzeitig einstellen müssen und über die sie mit ihren Kindern sprechen sollten, am besten noch bevor es zum Problem wird.

Facebook kämpft gegen Selbstmord-Maschine

Facebook AbschussFacebook hat mit seinem Umgang mit der Privatsphäre seiner Mitglieder sowohl absichtlich als auch durch Schlamperei bei der Softwareentwicklung viele seiner User vergrault. Bei Google wird aktuell am häufigsten danach gesucht, wie man sein Facebook-Profil löschen kann. Die Lösch-Funktion ist gut versteckt und nur über Umwege zu finden. Wenn man angemeldet ist, ruft man dazu die folgende Adresse auf:

https://ssl.facebook.com/help/contact.php?show_form=delete_account

Web 2.0 Suicide Machine Logo

Alternativ dazu können Profile auf sozialen Netzwerken wie Facebook, MySpace, LinkedIn oder Twitter auch mit der Web 2.0 Suicide Machine gelöscht werden:

Leider ist die Suicide Machine im Moment gerade ausser Betrieb, weil die Website gemäss eigenen Angaben gehackt und lahmgelegt wurde. Ein Racheakt von einer der grossen Plattformen ist nicht nur nicht auszuschliessen sondern sogar recht wahrscheinlich. Continue reading

Wohin die EU-Subventionen fliessen

Als Eltern kann man auch von seinen Kindern lernen. Eine solche Gelegenheit bietet sich immer auch wieder, wenn der Nachwuchs in der Schule spezielle, ausgewählte Themen bearbeiten und dazu eine Arbeit schreiben muss. Gestern hat Sohnemann seine Projektarbeit zum Thema „Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union“ beendet. Ein recht anspruchsvolles Thema für einen Teenager, der erst marginal etwas vom Polit- und Wirtschaftssumpf mitbekommen hat!

Wer sich mit der EU befasst, kommt um die grosse Geldumverteilung durch Subventionen nicht herum. Auf der Suche im Web nach verwertbarem Rohmaterial für seine Arbeit stiessen wir auf den Film „Das Superkonto“ von der ARD (Michael Gytz und Klaus Martens) aus dem Jahre 2006:

Dies ist der beste, mir bekannte Film über das Netzwerk, das die Subventionsgelder fliessen lässt. Lobbyisten, korrupte Beamte und ein riesiger, bürokratischer Verwaltungsapparat, Leerläufe und Intransparenz, Verschwendung von Steuergeldern, über 380 schwarze Konten, Subventionserschleicher und -betrüger und niemand weiss so richtig, wohin all die vielen Milliarden Euro jährlich fliessen und wofür sie wirklich verwendet werden. Und da soll doch noch einer behaupten, nur die Griechen seien korrupt! Zum Glück ist die Schweiz nicht Mitglied in diesem irren Verein!

Immerhin kann man mittlerweile online abfragen, wohin die Agrar- und Fischerei-Subventionsgelder aus dem Agrarfonds in Deutschland geflossen sind. Dort kann man zum Beispiel nachsehen, welche 268 deutsche Betriebe im Jahr 2009 mehr als 1 Million Euro an Subventionen erhalten haben. Dass die Zahlen korrekt und vollständig sind, kann allerdings niemand garantieren. Wofür gibt es schliesslich die schwarzen Konten?!

Mittlerweile schämt sich niemand mehr, vom Superkonto der EU abzukassieren. Eines der krasseren Beispiele sind die 4 Milliarden Euro für Energie-Grossprojekte grosser Energiekonzerne, um deren „risikoreiche Infrastrukturinvestitionen mit langen Amortisierungszeiten“ garantiert profitabel zu machen.

Zukunftsprognosen gestern und heute

Wir Menschen wollen immer schon heute wissen, was morgen sein wird, um uns auf dieses Morgen einstellen zu können und es wenn möglich sogar zu beeinflussen. Damit würden wir aber zugleich die Zukunft verändern, wodurch unsere Prognosen von heute automatisch falsch und wertlos würden. Da wir dieses Paradoxon (zum Glück) wohl nie lösen werden, ist es besser, wenn wir uns auf die aktive Gestaltung unserer Zukunft konzentrieren, als unsere Energie für falsche Prognosen zu verschwenden.

Trotzdem erheben Zukunftsforscher und Finanzanalysten den Anspruch, besser als ihre Zeitgenossen über unsere Zukunft Bescheid zu wissen. Dieses Pseudowissen machen sie zu barem Geld. Mit überzeugendem Auftreten und bunten Grafiken lassen sie uns der Verwissenschaftlichung der Wahrsagerei Glauben schenken und nur wenige merken, dass sie sich damit der Manipulation preisgeben.

Der Kabarettist und Realsatiriker Volker Pisper erklärt uns die Entwicklung von der Wahrsagerei zur Zukunftsprognose und den Zauber, der diese umgibt, in gewohnt bissiger und zugleich amüsanter Art mit anschaulichen Worten: