IT-Alltag und Szenen-News

Bye bye Facebook, MySpace, Twitter und Co.!

Vielleicht noch etwas verfrüht und voreilig hatte ich bereits 2007 das Ende von Web 2.0 und sozialen Netzwerken in der heutigen Form vorausgesagt und auch 2008 erneut vom Beginn des Platzens der Web 2.0 Blase berichtet. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: entgegen meinen ursprünglichen Einschätzungen verdienen ein paar wenige heute mittlerweile sogar recht gutes Geld mit ihrer Web-Plattform. Die wenigstens erzielen ihre Einnahmen jedoch, indem sie sich ihre Dienste von ihren Nutzern und Mitgliedern bezahlen lassen. Neben verschiedenen Formen der Online-Werbung bringt vor allem der Handel mit den Nutzerdaten richtig Kohle in die Kassen. Dass man sich dabei meist nicht nur mit einem Fuss sondern gleich mit beiden Tretern im Bereich der Illegalität befindet, wird als Kollateralschaden hingenommen und als Kavaliersdelikt betrachtet:

Privatsphäre scheint im Internetzeitalter zu einem Privileg und Luxusgut geworden zu sein. Wer im digitalen Netz nicht existiert, wird als suspekt eingestuft, denn wahrscheinlich hat er etwas zu verbergen. Sonst würde er ja schliesslich am sozialen Leben in virtuellen Welten teilnehmen und andere daran teilhaben lassen. Wer sich dem verweigert, muss folglich asozial sein. Das Fliegenpapier ist noch nicht voll. Täglich strömen immer noch neue Benutzer zu den sozialen Netzwerken, während für andere das Ende des Web-2.0-Hypes bereits begonnen hat. Allein schon die Tatsache, dass man einem Webzeitalter eine Versionsnummer verpasst, zeigt dessen Vergänglichkeit und sagt uns, dass es spätestens beim Erscheinen der nächsten Versionsnummer überholt und Schnee von gestern sein wird.

Continue reading

Was ist, wenn BP das Öl nie stoppen wird?

Das Öl im Golf von Mexiko läuft und läuft und sprudelt vor sich hin. Hunderttausende Meeres- und Küstentiere verenden elendlich unter grössten Qualen – Kleinstlebewesen noch gar nicht miteingerechnet. Die katastrophalen Folgen für die Natur sind jetzt schon gigantisch. Das Mississippi Delta ist bereits komplett verölt. Dagegen ist die Flutkatastrophe im östlicheren Europa „nur“ ein kleines Problem. Immer noch hoffen wir, dass der Spuk bald ein Ende habe. Doch bislang mag niemand wirklich auszusprechen, was immer mehr Menschen denken: Was ist, wenn es nicht gelingt, die Ölpest zu stoppen?

Dieses „worst case“-Szenario wird immer wahrscheinlicher. Wenn man den Berechnungsmodellen des National Center for Atmospheric Research glaubt, wird das Öl schon bald die ganze Ostküste der Vereinigten Staaten verseuchen und anschliessend in den Nordatlantik gespült werden:

Es ist für mich fast unerklärlich, wie ein solches Szenario im Risikomanagement von BP im Allgemeinen und der Bohrinsel im Besonderen vernachlässigt werden konnte. Continue reading

Günter Werner Freiherr von Gravenreuth ist tot

Günter Werner Freiherr von Gravenreuth

Der Abmahn-Taliban Gravenreuth hat sich in seiner Wohnung in München mit einer Schusswaffe das Leben genommen, nachdem er seinen Selbstmord zuvor per Email angekündigt hatte. Der 61-jährige Rechtsanwalt hätte wegen Betrugs für 14 Monate in den Knast müssen.

Ghandy hat bei gulli einen Nachruf verfasst, der alte Zeiten wach werden lässt und wirklich lesenswert ist. Da kommen sogar mir fast die Tränen. Und auch der Wikipedia-Eintrag von Günni ist bereits nachgeführt. Continue reading

Sunrise verschlampt Umzug

SunriseWenn ein Sunrise-Kunde umzieht, hat er nichts als Ärger mit seinem Anschluss – oder besser gesagt mit seiner ADSL-Leitung. Das musste ich selber wieder am eigenen Leib erfahren, nachdem ich bereits vor gut einem Jahr bei plötzlichen Problemen mit meiner Internetverbindung einen völlig miesen Kunden-Support von völlig imkompetenten Callcenter-Mitarbeitern erfahren durfte.

Continue reading

Ingenieurmässiges Vorgehen und Qualitäts-Zertifikate

Regelmässig werde ich immer wieder gefragt, was eingentlich ein „ingenieurmässiges Vorgehen“ ist, wodurch sich dieses auszeichnet und was ich von Zertifizierungen zu „Qualitäts“-Standards wie PMI, ISO, CMMI, ITIL, etc. halte. Im Folgenden möchte ich deshalb meine Ansichten in einer kurzen Übersicht (speziell aus der Sicht der Softwareentwicklung) dazu kundtun.

Ingenieurmässiges Vorgehen

Als Grundsatz aus der Organisationslehre kennen wir die Regel:

STRUCTURE follows PROCESS follows STRATEGY follows OBJECTIVES follow VISION

An diesem Grundsatz orientierten sich Ingenieure schon lange, bevor er ausformuliert wurde. Er sagt eigentlich nur aus, dass vom Groben zum Detail hin gearbeitet wird, wobei die sachlogischen Abhängigkeiten brücksichtigt werden.

Zum ingenieurmässigen Vorgehen gehört unter anderem, dass ein Prozess geplant und entworfen wird, dass eine vollständige Beschreibung existiert, Kontrollpunkte zur Einrichtung von Messungen festgelegt und Auswertungen der Messungen für die Prozessverbesserung verwendet werden. [Ernest Wallmüller]

Das ingenieurmässige Vorgehen zeichnet sich durch folgende Merkmale aus, wobei die Punkte a) bis c) unabdingbare Voraussetzungen für die Verbesserbarkeit der Prozesse und ihrer Produkte sind:

Continue reading

Informatik hat viele Gesichter

Einen etwas anderen Blick auf die Informatik vermittelt der Image-Film zum Thema Informatik und Informatikstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:

Herrvorragend gemachtes Branding für einen ganzen Berufsstand! Da bekommt einer vielleicht plötzlich doch noch Lust, Informatik zu studieren. Der Branche täten mehr gut ausgebildete Fachkräfte sicher gut, denn Quereinsteiger mit fundiertem Halbwissen bilden immer noch die Mehrheit der „Informatiker“.

Kunden-Service bei Sunrise auf tiefstem Niveau (updated)

sunriseSeit mehreren Wochen stottert meine ADSL-Verbindung. Deshalb habe ich vor ein paar Wochen bei Sunrise via Kontaktformular eine Fehlermeldung platziert und ein Traceroute-Log zu mehreren Ziel-Domains beigelegt, aus dem klar ersichtlich ist, bei welchem Sunrise-Router-Knoten systematisch Timeouts produziert werden. Nur schon das Aufspüren des Kontaktformulars auf der Sunrise-Website war bereits eine detektivische Meisterleistung. Mir entstand der Eindruck, als wolle man bei Sunrise mit allen Mitteln verhindern, dass ein Kunde mit seinem Telekommunikations-Provider in Kontakt tritt. Wer diese Odyssee schon einmal selbst erlebt hat, weiss wovon ich spreche. Das war aber erst der Anfang meines Ärgernisses …

Continue reading

„Scroogled“ auf Deutsch

In einem Kommentar von Nenomin bei Gerald Reischls Google-Falle-Website bin ich auf die deutsche Übersetzung von Christian Wöhrl des Kurzromans „Scroogled“ von Cory Doctorow gestossen, der unter Beachtung der CC-Lizenzbestimmungen gerne weiterverbreitet werden darf (und soll). „Scroogled“ ist die Kurzform für „Screwed by Google“ und heisst auf Deutsch soviel wie „Von Google verarscht“. Wer spannende Krimis und Thriller mag und Google kennt, mag auch diese Geschichte.

Langweilige IT-Jobs

IT-Jobs sind langweilig“ ist das Ergebnis der StudieDo undergraduates want a career in IT?„, die von der Wohltätigkeitsorganisation Crac bei Studenten in Grossbritannien durchgeführt wurde. Damit wird die Studie der Hasler Stiftung bestätigt. Das Offshoring hat eben nicht nur kurzfristig positive Effekte in der Buchhaltung sondern eben auch Nebeneffekte, welche sich allerdings erst langfristig in der Buchhaltung niederschlagen werden. Aber bis dann haben die Verantwortlichen ihre Boni einkassiert und die Verantwortung an ihre Nachfolger abgegeben. Mal schauen, was diese ausbrüten werden, um ihre Boni zu rechtfertigen.

Die Informatik hat ein Problem

Informatik_01Die Studierendenzahlen in Informatik an den Hochschulen sind seit Jahren rückläufig. Unternehmen haben zunehmend Mühe, genügend qualifizierte Informatikerinnen und Informatiker in der Schweiz finden. Obwohl die Informatik und der Beruf des „Informatikers“ (den es so eigentlich gar nicht gibt) in der Informationsgesellschaft doch einen hohen Stellenwert haben müssten, ist der „Informatikerberuf“ längst nicht so angesehen wie der eines Juristen oder Mediziners. Viele wissen nicht einmal, dass man Informatik an Hochschulen und Universitäten studieren kann. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass überall, wo Informatik als Schulfach unterrichtet wird, nur die Anwendung von Office-Tools thematisiert und gelehrt wird. Dies sind die Resultate der Studie „Das Image der Informatik in der Schweiz“ der Hasler Stiftung. Das ist aber nur ein Teil der ganzen Wahrheit. Das Problem ist weit vielschichtiger!

Continue reading