Langsam aber sicher haben auch die Musik-Multis ein Einsehen. Für Christian Reiser, Ececutive Vice President bei Sony DADC ist DRM für Musik keine Thema mehr: „Der Kopierschutz im Musiksektor ist tot. Im Software-, Game- und Video-Bereich ist der Kopierschutz in der Branche jedoch nach wie vor unbestritten und dort funktionieren die Maßnahmen auch.“ Für Software (übrigens sind auch Games nichts anderes als Software) ist diese Aussage sicher noch eine längere Zeit richtig. Für Videos sehe ich jedoch das gleiche Schicksal wie für Musik – nur eben ein bisschen zeitverzögert.
Wie die Ergebnisse einer Umfrage von Jupiter Research bei Vertretern der Musikindustrie in der EU zum digitalen Rechte-Management (DRM) gemäss einem Bericht von BBC zeigt, erachten diese DRM-Systeme als zu restriktiv und als ein grosses Hindernis für den Online-Verkauf von Musik. Zudem bezeichnet die Mehrheit die heutigen Systeme als ineffektiv. Vom Verzicht auf den Einsatz von DRM erwarten 62% einen markanten Auftrieb. Auch der Musikkonzern EMI (weltweit grösster Musikverlag und viertgrösstes Plattenlabel) überlegt zurzeit, seine Musik zukünftig ohne DRM zu verkaufen.
Trotzdem erwartet die Studie keine kurzfristigen Änderungen in der DRM-Strategie bei den Plattenlabels. Es fehlt an den notwendigen offenen Standards und alle warten, dass dieser vom Himmel fällt. Anscheinend ist der Leidensdruck der Musikindustrie noch nicht genug gross, um Innovationen zu neuen Distributionsformen ernsthaft eine Chance zu geben. Deshalb begnügt man sich vorderhand mit kollektivem Jammern, Schuldzuweisungen und der Kriminalisierung von Otto Normalverbraucher. Dabei gibt es durchaus Ideen, wie der Markt belebt werden könnte. Bessere Qualität anstatt Strafen für „Raubkopierer“ fordert Patrick Aichroth, Experte für Musikvertrieb am Fraunhofer-Institut Digitale Medientechnologie (IDMT) in einem Gespräch mit der Presseagentur dpa, da man das illegale Herunterladen geschützter Inhalte technisch ohnehin nicht vollständig verhindern könne.
Ich wette, dass DRM – jedenfalls so wie wir es heute kennen – in spätestens zwei Jahren für keinen Content-Produzenten oder -Distributor mehr ein Thema sein wird. Gebt der Vernunft endlich eine Chance!