Day: Montag, 10. Dezember 2007

Zu kurz gedacht: Schäuble und seine Kritiker

Der treffende Kommentar bei heise online zu Peter Monnerjahn’s hervorragendem Artikel „Zu kurz gedacht: Schäuble und seine Kritiker“ bei Telepolis:

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ist nicht der einzige, der machtpolitisches Kapital aus immer neuen Bedrohungsszenarien schlägt: volksparteiübergreifend gibt es einen Konsens darüber, dass die „neuen terroristischen Bedrohungen“ immer neuer Ermittlungsmöglichkeiten für die Behörden bedürfen. Eine meist halbherzige Oppostion und ebenso meist hasenfüßige Medien finden nicht den Mut, den Bluff aufzudecken und den Kaiser samt seiner neuen Kleider zu entblößen, schreibt Telepolis in einem Kommentar zur aktuellen Sicherheits- und Terrorbekämfungsdebate.

Lange bevor der Sicherheits- und Überwachungswahn tatsächlich erste Opfer gefunden hat, sind große Teile der veröffentlichten Meinung bereits Gefangene des geschickt verschleiernden schäubleschen Argumentationsrahmens geworden. Wie aus diesem Rahmen ausgebrochen und die Diskussion wieder auf eine von demokratischen Prinzipien geleitete Bahn gelenkt werden kann, beschreibt der Artikel auf Telepolis.

Das muss man einfach gelesen haben!

Soziale Netzwerke im Internet bröckeln

Die ersten Anzeichen für das Sterben von Sozialen Netzwerken sind bereits am Horizont erschienen. Als einer der ersten macht die deutsche Telekom ihre T-Community sogar ganz dicht. Mark Zuckerberg’s Facebook hat mit seinem Werbeprogramm „Facebook Ad“ beziehungsweise seinem Werbeanzeige-System „Beacon“ die Community verärgert, weil Facebook persönliche Daten wie Alter, Geschlecht und Interessen seiner Nutzer an Werbetreibende weitergibt. Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung scheinen auch bei XING nicht zuoberst auf der Prioritätenliste zu stehen. Das Business-Netzwerk verkommt neuerdings zum vollautomatischen Bewegungsmelder seiner Mitglieder, was auf breiter Front Unmut und ernsthafte Datenschutzbedenken geweckt hat. Daran kann auch die ausführliche Stellungnahme von Lars Hinrichs, CEO der Xing AG, zum neuen Feature „Neues aus meinem Netzwerk“ nichts ändern.

Xing LogoFür mich war das nur noch das Pünktchen auf das „i“ nach einem Schriftwechsel mit Xing zu Datenschutz, informationeller Selbstbestimmung, Auskunftspflicht und Transparenz. Daraus habe ich nun meine Konsequenzen gezogen und meine Mitgliedschaft bei Xing beendet. Ich habe keine Lust, mit meinen persönlichen Daten als Datenfutter herhalten zu müssen! Xing beruft sich darauf, dass bei Anmeldung der Xing-Mitgliedschaft alle Nutzer ihr Einverständnis zu solchen (teilweise sehr einseitigen) Tracking-Funktionen gegeben hätten. In der Antwort von Xing auf meine Anfrage per E-Mail heisst es unter anderem: „Ihrer Ansicht nach liegt ein Verstoß gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung sowie das Auskunftsrecht über die Verwendung von eigenen personenbezogenen Daten vor, da für Nicht-Premiummitglieder unter „Mitglieder, die mein Profil kürzlich aufgerufen haben“ nicht ersichtlich ist, wer die Aufrufer des eigenen Profils sind. Wir erlauben uns, dieser Ansicht zu widersprechen. Unserer Rechtsauffassung nach besteht keine Verpflichtung zur Offenlegung der Aufrufer der persönlichen Profile.“ Und in einem weiteren E-Mail schreibt mir Antonino Avarello von Xing: „Sie haben mit unseren AGB akzeptiert, dass andere XING Mitglieder Ihr Profil sehen dürfen. Welche das genau sind, ist dort nicht geregelt. Wir können nicht bestätigen, dass Ihr Recht auf informelle Selbstbestimmung dadurch eingeschränkt wird.“ Jetzt können mich Lars & Co. mal kreuzweise! Aus dem Big Brother Container bin ich nun ausgestiegen und empfehle jedem, es mir gleich zu tun. Die Funktion zur Kündigung der Mitgliedschaft bei Xing ist übrigens gut versteckt. Hier geht’s direkt zur Seite: https://www.xing.com/app/user?op=cancel

StalkingDie „Social Networks“ im Web werden allgemein massiv überbewertet und dienen immer mehr nur dazu, Besucher zu generieren, die dann mit irgendwelcher Werbung zugemüllt werden können. Mit Google’s OpenSocial Schnittstelle soll der Datenaustausch der sozialen Netzwerke künftig auch noch plattformübergreifend und schrankenlos werden. Spätestens dann wird es praktisch unmöglich, den Fluss der eigenen Profildaten noch nachvollziehen, geschweige denn kontrollieren zu können. Diese dienen dann nur noch der Befriedigung der voyeuristischen Triebe, um die Besucherzahlen hochzuschrauben. Google, Xing, MySpace, Facebook & Co. erhoffen sich zudem, Werbung mit Hilfe der persönlichen Daten ihrer Nutzer individueller und somit zielgenauer platzieren zu können – und dies plattformübergreifend, ohne technische Barrieren. Frei Bahn mit Marzipan! Willkommen im Big Brother Container des Worldwide Web! Hauptsache, die Daten fliessen, die Pageviews steigen und der Rubel rollt.

Webbasierte soziale Netzwerke werden sich künftig nicht mehr gross von Boullevard-Blättern unterscheiden, ausser dass sie ihre Inhalte personalisiert verbreiten. Auf solchen Müll kann ich gerne verzichten und nutze die dadurch gewonnene Zeit lieber, um mich meiner Familie und meinen Freunden zu widmen beziehungsweise mein reales soziales Netzwerk zu pflegen. Mit Leuten online von Angesicht zu Angesicht über Gott und die Welt zu plaudern und dabei ein Glas Rotwein zu trinken und Emotionen auszutauschen, ist nun mal nicht möglich. Das echte Leben hat dem Online-Leben gegenüber einige unschlagbare Vorteile!