Online-Werbung soll Firefox verbannen

Danny Carlton alias Jack Lewis erklärt im Namen der Online-Werbung dem Open Source Browser Firefox den Krieg, weil dieser Erweiterungen wie AdBlock Plus (den ich übrigens selber nutze) zulässt, die lässtige Werbung vom Bildschirm des Nutzers fern halten. Er fordert Webmaster auf, alle Besucher mit dem Browser Firefox auszusperren und stattdessen auf whyfirefoxisblocked.com umzuleiten, wo diese dann auch gleich den Grund für ihren Ausschluss erfahren können. Wenn man die Website von Jack Lewis mit dem Firefox-Browser besucht, erhält man nur den Text „You’ve reached this page because the site you were trying to visit now blocks the FireFox browser“. Jack erklärt das dann so: Software, die Werbung blocke, verletze die Rechte der Webseitenbesitzer, und Werbeblockierung sei Diebstahl, weil den Besitzern von Webseiten mit geblockter Werbung die Kontrolle ihres eigenen geistigen Eigentums verwehrt werde. Da hat wohl jemand Immaterialgüterrecht studiert!

Über diesen Schwachsinn entrüsten sich viele Blogger und auch die Kommentare zu entsprechenden Beiträgen (Firefox wegen Werbeblocker ausgesperrt, Werbung blocken, Firefox und Werbung, Firefox: wir müssen leider draussen bleiben) sind so häufig wie sonst selten zu einem Thema. Die Idee ist nicht einmal so neu. Vergleichbare Pläne hatte bereits 2001 die Firma mediaBeam GmbH und richtete ihre Aktion damals gegen den Webwasher, wie am 28.09.2001 bei heise online zu lesen war. Und schon damals lachte die Welt über diese Idee zur Zensur.

Wenn ich in einer Tageszeitung Werbung nicht sehen will, blättere ich einfach weiter. Deswegen untersagt mir der Herausgeber des Blattes zum Glück nicht, in der Zeitung weiterzulesen. Wieso soll das in der Online-Welt anders sein? Tatsächlich schneiden sich alle Werbetreibende ins eigene Fleisch, wenn sie den Aufforderungen von Jack Lewis folgen. Werbung, die niemand sehen will, ist nur lästig und kann niemals die gewünschte Wirkung erzielen, auch wenn Menschen dazu genötigt werden, sich die Werbung anzusehen.

Solche Boykott-Aktionen sind nicht nur überflüssig und ärgerlich sondern sie bringen die Online-Werbung  in Verruf und verfälschen zudem auch deren Messungen. Dagegen nützt auch eine Modernisierung der Messverfahren nicht. Der Online-Marktforscher Nielsen/NetRatings hatte angekündigt, künftig von der Anzahl der Page Views als Metrik für die Messung der Reichweite von Online-Werbung beziehungsweise der Werberezeption auf die mittlere Verweildauer umsteigen und comScore Media Metrix will die Anzahl „Single Visits“ als Messverfahren etablieren. So hat auch die Messung von zugelassener Werbung ihre Tücken. Da helfen auch neue Metriken nichts. „Wer misst, misst Mist“ hatte ich erst kürzlich einen Beitrag bei Wortgefecht kommentiert und darauf hingewiesen, dass die korrekte Messung der Medien- und Werbenutzung ein Problem ist und bleibt, das ohne einen Spy-Agent beim User nicht gelöst werden kann.

Mein Aufruf an alle Werbetreibende: Lasst doch jeden die Werbung sehen, die er sehen will, und nötigt ihn nicht zum Zwangswerbekonsum! Und vergesst Euren Anspruch, im Web etwas genau messen zu können!

2 thoughts on “Online-Werbung soll Firefox verbannen

  1. Ist doch irrelevant, wo die Werbung ist, wenn niemand sie sehen will. Dass Online-Werbung nicht stört, höre/lese ich zum ersten Mal. Verschiedene Studien (meine eingeschlossen) belegen das Gegenteil. Die Werbung wird allgemein (mit wenigen Ausnahmen) als lästig wahrgenommen, aber soweit in Kauf genommen, als dass der gebotene Nutzen für den User die Belästigung kompensiert. Daran wird auch eine Schlacht gegen einen Browser nichts ändern.

  2. Eben an dem Vergleich mit der Zeitung liegt das Problem. Man blättert weiter. Die Werbung ist aber weiterhin da.

    Im Internet verschwindet die Werbung komplett, obwohl sie in der Regel nicht stört. Das bringt die Branche aber in Probleme.

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