Journalismus

Pressefreiheit und die Freiheit der Medien

Selektive Wahrnehmung und selektives Hören sind degenerative Begleiterscheinungen des Alters oder von psychischen Störungen. Selektive Wahrheitsfindung und das Kommunizieren von Halbwahrheiten hingegen sind Degenerationserscheinung der modernen Medienwelt. Journalisten wollen alles wissen, aber nicht alles berichten. Nur was sie als „publikationswürdig“ und „publikationsfähig“ erachten, findet den Weg in die veröffentlichte Meinung. Zitate dazu:

  • Wir handeln geheime Dinge ab. Und zwar … wir wollen Politik verstehen und das muss ein Zuschauer oder Zuhörer oder Leser dann nicht erfahren. Sondern er muss dann nur verstehen, was wir sagen.
  • Der Mehrwert besteht einfach darin, dass wir die Wahrheit erfahren und, so bitter das für manche auch ist, dann nicht schreiben oder nicht senden dürfen.


Das Schweigen der Medien

Zu dieser selbst auferlegten Schweigsamkeit kommt noch der in den letzten Jahren massiv gestiegene Zeitdruck, unter dem Journalisten Ergebnisse liefern müssen. Die Publikation von Informationen über das Internet ist zu minimalsten Kosten für jedermann praktisch in Echtzeit möglich. Für kritische Fragen bleibt keine Zeit, denn die Konkurrenz könnte eine Minute schneller am Markt sein. Und dazu gehören längst nicht nur die Berufskollegen sondern immer mehr auch Privatpersonen in Blogs und sozialen Netzwerken. Mit der zunehmenden Medienverlagerung ins fast kostenlose Internet wurden die Budgets der Journalisten entsprechend gekürzt. Für seriösen, fundierten Journalismus wie vor dem Internetzeitalter ist heute kein Platz mehr. Hier sind die Amateure, die nicht von ihrer Schreiberei leben müssen, ihren Berufskollegen gegenüber sogar im Vorteil, denn sie können sich die nötige Zeit für eine seriöse Recherche leisten. Sie schreiben in der Regel nicht, um zu gefallen sondern um ihrem Publikum etwas mitzuteilen. Entsprechend ist ein Lob ein ehrliches und bei Kritik muss keine Rücksicht geübt werden.

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Internet für Qualitätsjournalismus

Das Internet eröffne für den Qualitätsjournalismus neue Möglichkeiten, sagt Jay Rosen. Er ist Professor für Journalismus an der New York University und betreibt das führende Journalismus-Blog „PressThink“ sowie die Open-News-Plattform „NewsAssignment.Net„. Er plädiert für einen Schulterschluss mit dem Internet anstatt dieses zu bekämpfen. Zeitungsmacher sollten ihr Produkt neu erfinden und das Potential des Internets nutzen. Im Interview mit Stephan Weichert und Alexander Matschke äussert er sich auf NZZ Online im Beitrag „Es ist alles keine Katastrophe“ über die Entwicklung des Journalismus. Es gibt also doch Journalisten, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben.

Journalismus im Internet-Zeitalter

Der 11. September 2001 machte den Journalisten Jeff Jarvis zum Blogger. Das veränderte seine Sicht auf die Medienwelt des 21. Jahrhunderts grundlegend. Im Interview mit dem Elektrischen Reporter spricht er über die veränderte Beziehung zwischen Medien und der Öffentlichkeit und erklärt, warum es seiner Meinung nach für Journalisten ein Fehler ist, Social Networks zu ignorieren.

Wenn ein weisshaariger Mann so klar begriffen hat, wie das Web den Journalismus schon beeinflusst hat und in den kommenden Jahren noch verändern wird, brauche ich dem eigentlich gar nichts mehr hinzuzufügen.