Year: 2008

Referendum gegen Überwachungsstaat und Identitätsdiebstahl

Freiheitskampagne gegen biometrische Pässe und IdentitätskartenGemäss dem Willen des Bundesrats und der Mehrheit des Parlaments (siehe Bundesbeschluss vom 13.06.2008) sollen ab dem 1. März 2010 alle Schweizer Pässe und Identitätskarten zwingend mit biometrischen Daten und einem RFID-Chip versehen werden. Zusätzlich sollen all diese Daten in einer zentralen Datenbank des Bundes gespeichert werden und ausländische Regierungen und private Unternehmungen sollen Zugriff auf diese persönlichen und vertraulichen Informationen der Schweizer Bürger erhalten. Dagegen hat ein überparteiliches Komitee das Referendum ergriffen. Und was machen die übrigen, lethargischen Eidgenossen?

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Betteln und Hausieren verboten!

SPAMDas Betteln auf öffentlichem Grund und Boden ist in fast allen Orten von Gesetzes wegen verboten und auch das Hausieren ist nur mit einer entsprechenden amtlichen Bewilligung erlaubt, denn in einem Wohlfahrtsstaat mit Sozialfürsorge braucht schliesslich niemand zu betteln. Ein einziger Bettler stört zwar kaum jemanden. Aber wenn sie gleich in Scharen auftauchen, wird jeder einzelne als störend und lästig empfunden. Wie sich vor allem auch ältere Menschen durch ungebetene Werber (sei es für Staubsauger, Haarbürsten, Telekommunikationsverträge oder Sekten) an der Haustüre ärgern, zeigt eine Diskussion zum Thema „Betteln und Hausieren verboten?“ beim Senioren-Treff. Deshalb nutzen „clevere“ Vermarkter heute Direct Mailing (Briefwerbung), das Telefon und Email, denn hier greift das Gesetz nicht.

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Eiserner Vorhang 2.0

eiserner VorhangNicht nur das Web erfährt eine „Neuauflage“ mit aktualisierter Technologie. Auch der längst tot geglaubte eiserne Vorhang erlebt eine Renaissance. Nur hat sich dieser geographisch etwas verlagert und schützt nicht mehr den Osten vor dem bösen Westen sondern neuerdings den Westen vor dem bösen Osten und dem Rest der Welt. Dies wurde mir diesen Sommer auf meiner Reise in die Ferien so richtig bewusst.

Wer die Grenze zum Schengenraum passiert, wird genaustens geprüft. Seine Identität wird durch den Fahndungscomputer gejagt, das Nummernschild des Fahrzeugs wird per Videokamera erfasst und elektronisch registriert, um mit der grossen Datenbank von geklauten und gesuchten Fahrzeugen abgestimmt zu werden. Wer in die USA einreist, darf sogar seine Fingerabrücke in der Datenbank hinterlassen, nachdem bereits alle seine Flugreisedaten (inkl. seiner Konsumation auf dem Flug) im grossen Zentralcomputer erfasst wurden.

Da wurden Erinnerungen an meine erste Reise 1979 in den damaligen Ostblock wieder in mir wach und ich hatte wieder das gleiche beklemmende Gefühl in der Brust wie damals. Nur geht heute das ganze Prozedere des Grenzübertritts dank moderner Informationstechnologie viel schneller und die Herren mit den Maschinenpistolen halten sich heute mehr im Hintergrund, solange kein Anlass für ein in Erscheinung treten besteht. Schliesslich will man keine zahlenden Touristen erschrecken.

Früher waren es die „Ossis“, welche ihre Freiheit der kommunistischen Fürsorge durch den allmächtigen Staat opfern mussten, um vor der Dekadenz des kapitalistischen Westens beschützt zu werden. Heute sind wir „Westler“ die armen Schweine, die ihre Freiheit und Privatsphäre für eine fiktive Sicherheit vor einer vorwiegend virtuellen und hoch stilisierten Bedrohung opfern dürfen. Weil der goldene Käfig, in den wir uns sperren lassen, ein hübsches rosa Mäschchen hat, lassen wir uns gerne blenden und zum Narren halten. Meine Beobachtungen bestätigen leider die These „Das Kollektiv ist nicht lernfähig und der Pöbel ist dumm“. Aber dennoch bleibe ich ein Optimist und hoffe, dass sich genügend intelligente Individuen finden lassen, um das Schlimmste zu verhindern.

Google hat den Zenit überschritten

Google LogoDer Umsatz des Suchriesen von 5.37 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal ist zwar ganz beachtlich (siehe Googles Pressemitteilung) und im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 39%. Dabei findet dieser Wachstum (erwartungsgemäss) hauptsächlich ausserhalb der USA statt. Aber mit 1.247 Millionen sinkt der Netto-Gewinn erstmals, denn die Anzahl der „bezahlten Klicks“ geht zurück, was als vorlaufender Indikator für die kommenden Ergebnisse zu sehen ist. Die Analysten haben mehr erwartet und sind nun trotz des (noch) guten Ergebnisses enttäuscht. Prompt sackte der Kurs der Google-Aktie deutlich unter die Marke von USD 500.

Das Ergebnis bleibt nicht ohne Folgen. Es werden Projekte auf Eis gelegt oder ganz gestrichen, neue Mitarbeiter werden auch nicht mehr so viele eingestellt wie auch schon, Mitarbeitervergünstigungen werden eingeschränkt und auch am Salatbuffet gibt es statt der bisherigen Auswahl von zehn Salaten nur noch deren fünf. Das zeigt, dass Google selber das bisherige Wachstum als deutlich gebremst sieht und deshalb selber rechtzeitig auf die Kostenbremse tritt.

Wenn schon nicht beim Datenschutz, so ist Google wenigstens bei den Finanzen recht transparent. Naja, wer so viel Geld an der Börse aufnimmt, muss seinen Aktionären zeigen, was damit geschieht. Allerdings ist es nicht ganz so einfach, die Zahlen eines sonst sehr intransparenten Unternehmens richtig zu interpretieren.

Ermüdungstaktik beim Abbau von Grundrechten

Reinhard Jellen führte bei Telepolis mit Heiko Habbe, einem Redakteur des Grundrechte-Reports, ein Interview zu den Entwicklungen und Wirrungen der Informationsgesellschaft und der Verfassungswirklichkeit. Die Rechtsvereinheitlichung im europäischen Raum stellt eine der grössten Herausforderungen für Europa in diesem und dem nächsten Jahrzent dar und führt in der Praxis immer mehr zu einem schleichenden Abbau von Grundrechten, den wir nicht einfach so hinnehmen dürfen.

Sicher im Internet unterwegs

(Dieser Beitrag wurde zuletzt am 17.08.2008 aktualisiert)

Immer wieder werde ich bei Problemen im Zusammenhang mit Computer und Internet um Rat gefragt. Der voliegende Beitrag ist eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen dazu. Er zeigt die Probleme, welchen wir im und durch das Internet ausgesetzt sind, und liefert einfache Lösungen (sozial, technisch, rechtlich).

Datenschutz und ein Recht auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung gibt es zwar auf dem Papier. Diese Rechte aber in der Praxis durchzusetzen, ist alles andere als einfach. Zudem ist es schon erschreckend, mit welcher Unbedarftheit und Naivität manche Zeitgenossen Informationen über sich und ihr soziales Umfeld im Web mehr oder weniger freiwillig preisgeben. Auch mit dem sicheren Umgang mit Internet-Applikationen sowie der Einrichtung der Infrastruktur tun sich viele äusserst schwer. Trotzdem hält die Mehrheit der PC-Nutzer Daten im Netz für sicher, obwohl der Besuch im Web immer gefährlicher wird. Die Meisten kümmern sich erst wirklich darum, wenn sie bereits Opfer von Persönlichkeitsverletzungen wie Cyberbullying, Datendiebstahl wie Passwortklau beziehungsweise Phishing, Spam oder sonstigen Attacken, Betrug oder Datenmissbrauch geworden sind, oder erst dann, wenn ihr Rechner einem Virus oder Trojaner zum Opfer gefallen ist oder zum ferngesteuerten Zombie-Rechner in einem Botnetz geworden ist.

Dabei wäre es gar nicht so schwer, mit bereits minimalsten Vorkehrungen das Leben im Cyberspace relativ sicher zu gestalten (obschon eine 100 prozentige Sicherheit gar nicht möglich ist). Deshalb habe ich im Folgenden ein paar grundsätzliche Verhaltensregeln, Anwendungen und Konfigurationsbeschreibungen zusammengestellt, die ein weitgehend sicheres Wandeln im Internet ermöglichen, auch ohne auf datenschutzproblematische, werbefinanzierte Dienstleistungen verzichten zu müssen.

Dieser Beitrag richtet sich auch an technisch weniger versierte Benutzer mit minimalsten IT-Grundkenntnissen und soll ihnen einen sichereren Umgang mit dem Internet sowie den Zugang zu weiter führenden Informationen ermöglichen. Daher ist der ganze Text gespickt mit Links. Wer Details zu einem betreffenden Stichwort wissen möchte, folgt einfach diesen Links. Zusätzlich finden sich Links zu anderen Websites und lesenswerten Beiträgen am Ende des Artikels.

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Der digitale 09/11 ist nahe

So wie die Flugzeuge, die am 9. September 2001 in die Türme des World Trade Centers in New York flogen, die ganze Weltwirtschaft und das Sicherheitsverständnis der westlichen Zivilisation erschütterten und zugleich nachhaltig veränderten, könnte schon bald das Gleiche mit noch um ein Vielfaches weitreichenderen und nachhaltigeren Konsequenzen im Internet in Form eines digitalen 09/11 passieren. Ein über das Internet geführter Krieg könnte innert wenigen Tagen die Welt verändern. Horror-Szenario eines Science-Fiction Romanautors? Mitnichten! Ganz nach Murphy’s Gesetz geschehen unliebsame Ereignisse und Katastrophen nicht, weil sie geschehen müssen sondern weil sie geschehen können, ohne dass es einen genauen Zeitplan dazu gibt.

Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden und wenn jetzt auch noch jemand oder gar eine ganze Gruppe von Leuten mit dem dafür nötigen Fachwissen und genügend krimineller Energie das Eintreten eines solchen Ereignisses mit allen Mitteln forciert, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es wirklich eintritt. Schliesslich hatte auch niemand damit gerechnet, dass jemals zwei Passagierflugzeuge ins WTC fliegen könnten. Aber es ist dennoch passiert. Zu allem war die Ausführung dieses Flugkünstsücks gar nicht einmal so einfach. Das Internet lahm zu legen, wäre dagegen schon fast ein Kinderspiel oder eine herausfordernde Übung für Informatik-Studenten. Schliesslich sind Ingenieure bekanntlich die bessereren Terroristen und über 80 Prozent der Unternehmen geben zu, für Hacker-Angriffe verwundbar zu sein.

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Das neue Newsnetz der tamedia

tamedia konzentriert die Online-Auftritte ihrer grossen Tageszeitungen. Unter der Marke  „Newsnetz“ werden künftig der Tages Anzeiger, die Berner Zeitung und die Basler Zeitung im Online-Bereich vereint bzw. vereinheitlicht. Information Architects zeigt, wie das Design entstanden ist und gibt einen Vorgeschmack darauf, wie das Newsnetz aussehen wird. Es freut mich doch immer wieder, wenn man auf Leute und Unternehmen trifft, die ihr Handwerk noch verstehen.

„Scroogled“ auf Deutsch

In einem Kommentar von Nenomin bei Gerald Reischls Google-Falle-Website bin ich auf die deutsche Übersetzung von Christian Wöhrl des Kurzromans „Scroogled“ von Cory Doctorow gestossen, der unter Beachtung der CC-Lizenzbestimmungen gerne weiterverbreitet werden darf (und soll). „Scroogled“ ist die Kurzform für „Screwed by Google“ und heisst auf Deutsch soviel wie „Von Google verarscht“. Wer spannende Krimis und Thriller mag und Google kennt, mag auch diese Geschichte.

15. Bericht des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten

Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) Hanspeter Thür unterstreicht in seinem 15. Tätigkeitsbericht (PDF), dass die Bekämpfung von Urheberrechtsverletzungen in Internet-Tauschbörsen unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes zu erfolgen hat und verweist dabei auf das geltende Telekommunikationsgeheimnis. Continue reading

Die USA kontrollieren die Daten der Welt

Die USA fordern Zugriff auf die Internet- und Kreditkartennutzung und das Reiseverhalten von EU-Bürgern und die EU gibt klein bei. Fluggastdaten werden mit den USA schon länger ausgetauscht und an die verdachtsunabhängige Vorratsdatenspeicherung, die elektronische Gesundheitskarte und den elektronischen Einkommensnachweis werden die deutschen Nachbarn gerade gewöhnt. Dabei müsste man eigentlich mehr von „datenschutzrechtlicher Konditionierung“ des Bürgers sprechen. Und nun plant das Innenministerium auch noch ein zentrales Melderegister, damit die staatliche Überwachung effizient abgewickelt werden kann.

Die EU entpuppt sich immer mehr als Marionette der USA in ihrem virtuellen Kampf gegen den Terror und auch die Schweiz folgt gehorsam, wenn es um die Vernichtung von belastendem Beweismaterial und den Austausch von Bewegungsdaten ihrer Bürger geht. Von einer Partnerschaft kann hier wohl kaum mehr die Rede sein.

Solange die Missachtung der Privatsphäre, die Verletzung des Datenschutzrechts und der Datenmissbrauch (vor allem wenn er durch staatliche Stellen begangen wird) keine empfindlichen strafrechtlichen Konsequenzen nach sich zieht, bleibt das ganze Gerede um Datenschutz eine Farce. Privatrechtliche Schadenersatzforderungen sind auf der aktuellen Rechtsgrundlage praktisch nicht möglich. Was sind Gesetze wert, gegen die man ungestraft verstossen kann? Wo bleiben die Grundrechte des freien Bürgers? Wieso schläft hier der Gesetzgeber?

Langweilige IT-Jobs

IT-Jobs sind langweilig“ ist das Ergebnis der StudieDo undergraduates want a career in IT?„, die von der Wohltätigkeitsorganisation Crac bei Studenten in Grossbritannien durchgeführt wurde. Damit wird die Studie der Hasler Stiftung bestätigt. Das Offshoring hat eben nicht nur kurzfristig positive Effekte in der Buchhaltung sondern eben auch Nebeneffekte, welche sich allerdings erst langfristig in der Buchhaltung niederschlagen werden. Aber bis dann haben die Verantwortlichen ihre Boni einkassiert und die Verantwortung an ihre Nachfolger abgegeben. Mal schauen, was diese ausbrüten werden, um ihre Boni zu rechtfertigen.