Year: 2009

Obama für den Weltfrieden

Barack Obama als MessiasObama wird immer mehr zur Ikone und zum Messias eines neuen Zeitalters der Globalisierung hochstilisiert. Sogar der Friedens-Nobelpreis wird ihm dieses Jahr verliehen, weil er angeblich ein Hoffnungsträger für den Weltfrieden sein soll, obwohl er bisher im Grunde rein gar nichts für den Frieden getan hat. Ein US-amerikanischer Präsident, der sein Land in Kriege ziehen lässt, kann aber kein Messias sein, dazu sind die Interessen der USA und der restlichen Welt zu gegensätzlich, wenn nicht sogar unvereinbar.

Continue reading

Manipulation durch Medien

Von den Massenmedien geht eine ungeheure Macht aus, deren wir meist gar nicht so bewusst aber deren Einfluss wir tagtäglich ausgeliefert sind. Neben den drei offiziellen Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative bilden die Medien neben der Zentralbank die zweite inoffizielle Gewalt in einem Staat. Die Macht der Medien wäre eigentlich kein Problem, solange diese nicht für Partikularinteressen ausgenützt und missbraucht würde. Die Praxis zeigt jedoch ein anderes Bild und die Erfahrung hat uns gelehrt, dass es nur einer Minderheit gelingt, den Versuchungen der dunklen Seite der Macht zu widerstehen.

Die Manipulation durch die Medien habe ich schon in verschiedenen Beiträgen kritisiert. Besonders dass die „veröffentlichte Meinung“ als „öffentliche Meinung“ – also die Meinung der Öffentlichkeit – dargestellt wird, finde ich immer wieder störend. Die Ansichten, die Medienschaffende vertreten, können sich natürlich mit jenen der Allgemeinheit decken. Doch eine solche Meinungskongruenz ist eher zufällig, wird aber auch durch die Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch die Medien forciert.

Für den reiz- und informationsüberfluteten Zeitgenossen ist es unheimlich schwierig, in der bunten Medienwelt die Spreu vom Weizen zu trennen, d.h. zwischen sachlicher und wahrer Information und Manipulation zu unterscheiden. Die Anforderungen an die Medienkompetenz sind durch das Internet noch weiter gestiegen. Um diese Kompetenz zu entwickeln, ist es zwingend notwendig, die Mittel und Mechanismen der Manipulation zu verstehen. Erst neulich bin ich auf meinen Streifzügen durchs Web auf Rhetorik.ch auf den Beitrag „Medien und ihre Macht der Manipulation“ des Kommunikationsberaters Marcus Knill gestossen, der bereits in der Ausgabe 6/1997 der Zeitschrift „Achtung Sendung“ erschienen ist und auch heute im Web-Zeitalter noch vollumfänglich aktuell und gültig ist:

  • Die Macht der Themenauswahl
  • Die Macht der Mikrofon- oder Kamerapräsenz
  • Die Macht des Ausklammerns
  • Die Macht, darüber zu befinden, wieviel und welche Gäste eingeladen werden (Publikum)
  • Die Macht der Zumischung von Geräuschen oder Musik
  • Die Macht der Titelgebung
  • Die Macht der Bildauswahl (Fotos/Filmsequenzen)
  • Die Macht der Kameraführung
  • Die Macht der Nähe
  • Die Macht, den Hintergrund zu wählen
  • Die Macht der Tonsteuerung
  • Die Macht des Weglassens und Kürzens
  • Die Macht als Kontrollinstrument (Medien als sogenannte 4.Gewalt)
  • Die Macht der Etikettierung
  • Die Macht der An- und Abmoderation
  • Die Macht durch die Bestimmung der Spielregeln
  • Die Macht des Heimvorteils
  • Die Macht der Wortwahl
  • Die Macht, Produkte, Autoren, Veranstaltungen usw. zu fördern

In einem weiteren Beitrag „Massenmedien – Medien für die Massen“ (erschienen in der Zeitschrift „Achtung Sendung“, Nr. 8/2000) beleuchtet Knill zusätzlich auch die massenpsychologischen Phänomene. Wer sich noch nie eingehend mit der Materie auseinandergesetzt, empfehle ich bei Beiträge wärmstens zur Lektüre, denn wie Knill selber so schön sagt:

„Mit Massenmedien umgehen können will auch heissen, die Gesetzmässigkeiten der Massenkommunikation und die wichtigsten Phänomene der Massenpsychologie kennen.“

Neuer Standard für Softwarequalität

Aus einer Kooperation des Software Engineering Institute (SEI) der Carnegie-Mellon-Universität und der Object Management Group (OMG) soll im nächsten Jahr ein neuer Standard für die Qualität von Software entstehen. Die beiden Unternehmen haben das Consortium for IT Software Quality (CISQ) ins Leben gerufen, das basierend auf den OMG-Normen für Softwareentwicklung einen neuen Industriestandard für die automatische Messung von Qualitätsmerkmalen definiert und sich am ISO-Standard 25000 zur Normierung des Anforderungsmanagements orientiert. Die erste Version soll bereits Ende des nächsten Jahres publiziert werden. Bereits im Jahr darauf will CISQ mit der Lizenzierung und der Zertifizierung von Unternehmen Geld verdienen.

Grundsätzlich begrüsse ich alle Bestrebungen zur Qualitätsverbesserung in der Informatik. Die Branche hätte es auch dringend nötig. Doch wage ich zu bezweifeln, dass dies mit der Definition von neuen Standards und der Zertifizierung von Unternehmen bewirkt werden kann. Ein zusätzliches Label im ohnehin schon überfrachteten Zertifikats-Dschungel wird die Qualität in der Software-Industrie wohl kaum verbessern. Vielmehr bräuchte es mehr Qualitäts-Evangelisten und -Missionare, welche das Wissen in die IT-Ausbildung einbringen und die Mitarbeiter in den Unternehmen befähigen, Qualitäts-Software herzustellen.

Ingenieurmässiges Vorgehen und Qualitäts-Zertifikate

Regelmässig werde ich immer wieder gefragt, was eingentlich ein „ingenieurmässiges Vorgehen“ ist, wodurch sich dieses auszeichnet und was ich von Zertifizierungen zu „Qualitäts“-Standards wie PMI, ISO, CMMI, ITIL, etc. halte. Im Folgenden möchte ich deshalb meine Ansichten in einer kurzen Übersicht (speziell aus der Sicht der Softwareentwicklung) dazu kundtun.

Ingenieurmässiges Vorgehen

Als Grundsatz aus der Organisationslehre kennen wir die Regel:

STRUCTURE follows PROCESS follows STRATEGY follows OBJECTIVES follow VISION

An diesem Grundsatz orientierten sich Ingenieure schon lange, bevor er ausformuliert wurde. Er sagt eigentlich nur aus, dass vom Groben zum Detail hin gearbeitet wird, wobei die sachlogischen Abhängigkeiten brücksichtigt werden.

Zum ingenieurmässigen Vorgehen gehört unter anderem, dass ein Prozess geplant und entworfen wird, dass eine vollständige Beschreibung existiert, Kontrollpunkte zur Einrichtung von Messungen festgelegt und Auswertungen der Messungen für die Prozessverbesserung verwendet werden. [Ernest Wallmüller]

Das ingenieurmässige Vorgehen zeichnet sich durch folgende Merkmale aus, wobei die Punkte a) bis c) unabdingbare Voraussetzungen für die Verbesserbarkeit der Prozesse und ihrer Produkte sind:

Continue reading

Umgezogen

Nachdem ich mit der ganzen Familie, mit Sack und Pack nach Nänikon umgezogen bin, wird es noch eine Weile dauern, bis ich wieder genügend Zeit für meine Schreiberei finden werde. Ab ca. November gibt’s dann wieder mehr Text von meiner Tastatur zu ein paar heissen Themen der Informationsgesellschaft. Bis dahin werden nur ein paar wenige Beiträge erscheinen.

Politik funktioniert im Web anders

Das Web verändert die Politik ähnlich wie damals, als Radio oder Fernsehen zum Massenmedium wurden. Das Internet beschert uns eine neue Qualität der öffentlichen Diskussion. Die Themen, die im Netz diskutiert werden, sind allerdings etwas andere als in den klassischen Massenmedien. Die junge Generation ist keinesfalls politikverdrossen, nur weil sie sich nicht an den Themen der alteingesessenen Parteien beteiligt und den abgelutschten Ideologien ihre Stimme an der Urne verweigert. Sie lässt sich nicht vorschreiben, worüber sie politisieren möchte. Sie tut, was ihre gefällt. Diese neue Form der gesitteten Anarchie bereitet den etablierten Parteien und Medien Kopfzerbrechen, denn die Zeiten, in denen man das Volk einfach manipulieren konnte, sind vorbei. Jedenfalls ist es heute sehr viel schwieriger und anspruchsvoller geworden, die Meinung der Massen – und vor allem der jungen – zu manipulieren. Und das ist gut so.

Einen sehr gut gemachten Beitrag dazu hat der Elektrische Reporter mit  „Web-Wahlkampf: an der Graswurzel“ ins Netz gestellt:

RetteDeineFreiheit.de

Als Antwort auf die Politik der Deutschen Bundesregierung in Bezug auf die Internetsperren liefert Alexander Lehmann mit „RetteDeineFreiheit.de“ eine Fortsetzung seines Kurzfilms „Du bist Terrorist!„:

Natürlich gehören Kinderpornographie sowie alle anderen schweren kriminiellen Handlungen auch im Internet verfolgt, bestraft und geächtet! Doch die Errichtung von Internetsperren kann wohl kaum der Weisheit letzter Schluss sein. Erstens können diese technisch leicht mit ein paar wenigen Klicks umgangen werden. Zweitens stellen sie grundsätzlich einen massiven und unverhältnismässigen Eingriff in die Grundrechte dar. Bei jedem rechtschaffenen Demokraten sollten eigentlich schon lange die Alarmglocken läuten.

Continue reading

Informatik hat viele Gesichter

Einen etwas anderen Blick auf die Informatik vermittelt der Image-Film zum Thema Informatik und Informatikstudium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg:

Herrvorragend gemachtes Branding für einen ganzen Berufsstand! Da bekommt einer vielleicht plötzlich doch noch Lust, Informatik zu studieren. Der Branche täten mehr gut ausgebildete Fachkräfte sicher gut, denn Quereinsteiger mit fundiertem Halbwissen bilden immer noch die Mehrheit der „Informatiker“.

Der Schlüssel zur Kommunikation

Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen Kommunikation? Wie gelingt es, Botschaften gezielt zu platzieren, so dass sie vom Empfänger auch so verstanden werden, wie es der Absender will? Die moderne Kommunikationswissenschaft bedient sich gerne eines Transaktionsmodells (wie zum Beispiel das „Eltern-, Erwachsenen- und Kind-ICH“ nach E. Berne oder „Die vier Seiten einer Botschaft“ nach F. Schulz von Thun) und der Methoden der Transaktionsanalyse, um die Funktionsweise der menschlichen Kommunikation zu erklären.

So auch das Kommunikationsmodell nach C. E. Shannon und W. Weaver. Der Sender formuliert bzw. codiert seine Botschaft als Signal, das er dem Empfänger über einen Kommunikationskanal schickt, der dieses decodiert bzw. versteht und interpretiert. Durch Störungen des Kommunikationskanals und unpassende Codierung oder Decodierung kann das Resultat verfälscht werden. In technischer Hinsicht ist die humane Kommunikation prinzipiell indentisch mit der Kommunikation zwischen Computern. Die Unterschiede lassen sich durch einen Vergleich anhand eines vereinfachten Schichten-Modells in Anlehung an das OSI-Modell darstellen:

Schichtenmodell der Kommunikation
(Klick auf Diagramm für vergrösserte Darstellung!)

Continue reading