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Vorratsdatenspeicherung ausgetrickst

Gegen Vorratsdatenspeicherung für HandysDer Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung hat in Deutschland eine Tauschbörse für Prepaid-Handykarten gestartet, damit deren Nutzer trotz der Registrierungspflicht für Handykarten und Vorratsdatenspeicherung anonym telefonieren können.

Patrick Breyer vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung hält die Registrierungspflicht für Handykarten für verfassungswidrig. „Jeder hat ein Recht auf anonyme Kommunikation“ erklärte er zum Start der Aktion. Schließlich sei es „selbstverständlich, dass man Menschen anspricht, ohne seinen Namen zu nennen, und Briefe versenden kann, ohne einen Absender anzugeben. Die Tauschbörse soll nun auch Handy-Nutzern wieder die Möglichkeit bieten, anonym zu telefonieren, etwa um unbesorgt vertrauliche Beratung in Anspruch nehmen (z.B. Aidsberatung, Eheberatung), Journalisten informieren, sich staatskritisch engagieren oder sonst unbesorgt telefonieren zu können.“

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Flugbewegungen in Echtzeit

Flugbewegungen AIR TRAFFIC

Google kam in die Kritik wegen den detaillierten Luftaufnahmen auf Google Maps und Google Earth, die für die Planung von Terroranschlägen missbraucht werden könnten. Nun gibt’s dazu auch noch die aktuellen Flugbewegungen rund um den Flughafen Zürich-Kloten bei AIR TRAFFIC unter http://radar.zhaw.ch/ in Echtzeit.

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DNS-Datenbanken für die Ahnenforschung und mehr

DNA animatedGene zu analysieren kann eine nützliche Sache sein, um Erbkrankheiten zu erforschen oder Blutsverwandtschaften nachzuweisen. Nur haben die meisten Wissenschaftler mit Datenschutz nicht viel am Hut und kümmern sich höchstens nur vordergründig darum, um der Form Genüge zu tun. Skrupellose Geschäftemacher und andere Datensammler machen sich dies zu Nutze und verwenden die Daten auch noch für ganz andere Zwecke. Informationelle Selbstbestimmung ist zwar ein Grundrecht, das in der Praxis aber nur selten wirklich durchgesetzt werden kann. Legislative und Judikative scheint dies nur wenig zu kümmern, obwohl der Handlungsbedarf gross ist und täglich wächst.

Genealogie (Ahnenforschung) ist nicht mehr das Privileg des Adels sondern ist jedermann zugänglich und mittlerweile ein Massenphänomen. Unter dem Vorwand der „Ahnenforschung“ werden Millionen von Menschen dazu gebracht, ihren genetischen Code in Datenbanken einzuspeisen. Haben sie dies einmal getan, haben sie zugleich auch die Kontrolle über ihre Daten abgegeben und haben später keine Möglichkeit mehr, dies rückgängig zu machen. Gierig warten bereits verschiedene Interessierte darauf, sich dieser Daten zu bedienen.

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Was passiert, wenn das Netz kollabiert?

Stellen wir uns vor, das Internet bricht zusammen! Bereits beim Gedanken daran bekommen viele Zeitgenossen ein mulmiges Gefühl. Zu sehr haben wir unsere Geschäftsmodelle von diesem Kommunikationsmedium abhängig gemacht, als dass wir einfach darauf verzichten könnten. Das Internet funktioniert bis auf wenige Ausnahmen meist recht gut und wir betrachten dies als eine Selbstverständlichkeit. Aber spätestens wenn das Netz einmal (wenn auch nur für kurze Zeit) nicht verfügbar ist, wird manch einem Geschäftsleiter, Informatikleiter, Risikomanager oder COO bewusst, dass es sich lohnen könnte, sich etwas mehr mit Krisenmanagement zu befassen.

So fürchtet zum Beispiel das Government Accountability Office (GAO) einen weltweiten Internet-Knockout aufgrund physischer Vorfälle wie einer Naturkatastrophe oder einem Angriff auf die Rechneranlagen von Internet-Knotenpunkten. Das GAO hat deshalb aufgrund einer aktuellen Studie das Department of Homeland Security (DHS) aufgefordert, einen Reaktionsplan auszuarbeiten. Auch gemäss Lawrence G. Roberts (ehemaliger Leiter des Entwicklungsteams beim Internet-Vorläufer Arpanet, heute Gründer und CEO von Anagran Inc.) ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Netz kollabiert, relativ hoch, denn der Kapazitätsbedarf steigt schneller als die Preise sinken und längst machen Filesharing über Peer-to-Peer-Netze, Spam, Anfragen von Suchrobotern und Denial Of Service Attacken den Hauptanteil des Datenverkehrs aus. Wenn dann auch noch bandbreitenhungrige IP-TV Provider wie Zattoo ihre Infrastrukturkosten auf die Peer-to-Peer-Netze auslagern, ist der Punkt nicht mehr weit, an dem wir über neue Finanzierungsmodelle für die Infrastruktur des Internets verhandeln müssen.

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Die neue Musik-Welle kommt über’s Netz

Gestern war ich an einer Hausmusikparty bei Freunden. Dort traf ich ein paar sympathisch schräge und super nette Typen, die hervorragende Musik im trauten Familien- und Freundeskreis machten. Alle Band-Mitglieder kannte ich schon von früher bis auf Norbert, den netten Gitarristen und Sänger aus unserem östlichen Nachbarland. Das ist ein Vollblutmusiker, der wie ein Vulkan voller Ideen sprüht. Seiner alten Gibson entlockte er Töne, die einfach unter die Haut gingen. Richtige Musik unplugged auf noch richtigen, schon leicht patinierten Instrumenten. Und Hausherr Peter’s Steinway kam wieder einmal richtig schön zur Geltung.

Das ist die Musik, die die Herzen einer breiten Bevölkerungsschicht erfreut, weil sie ehrlich ist und von Herzen kommt. Ganz fern ab von Techno und Hip-Hop. Back to the roots? Nicht ganz. Völlig neue Klänge müssen auch nicht erfunden werden. Aber gut muss es sein. Und die neue Musik-Welle kommt über’s Netz! Das ist klar. Und sie geht an den gestandenen Radio- und Fernsehstationen vorbei, weil die meisten unter ihnen einfach die Zeichen der Zeit verschlafen. Die neue Musik-Welle ist swingig-jazziger Rhythm & Blues mit Soul, der sowohl funky als auch rockig ist und zwischendurch zum Träumen einlädt. Dafür hat Norbert schon ein paar Songs mit Potential für die Top Ten in den Charts geschrieben. Eine kleine Auswahl durfte ich soeben live hören und sehen. Das war die ideale Ergänzung zum Glas Rotwein und Lona’s selbstgebackenen Brownies (ist wirklich ganz lecker diese Kombination). Die Combo nennt sich übrigens „R&B Caravan„.

Als Anhänger längst vergessener Subkulturmusik etwas härterer Spielart mit Wurzeln in den 50-ern habe ich mich für die groovigen Klänge begeistern lassen und musste natürlich gleich im Netz noch mehr davon suchen. Norbert hat als junger, moderner Musiker selbstverständlich auch ein virtuelles Musikzimmer bei MySpace unter dem Künstler-Pseudonym „Lego Steiner„. Bereits der Name sagt viel über seine experimentelle Verspieltheit aus, was schon ein Clip aus Norbert’s Musiker-Frühzeit beweist:

Die Zukunft gehört den talentierten Musikern, die Musik machen, weil sie es können und selber Spass daran haben. Besonders auch im Hinblick auf die anstehenden Umwälzungen im Urheberrecht werden sich Künstler wieder zunehmend über richtige Arbeit, d.h. Live-Auftritte, finanzieren müssen, weil das Geschäftsmodell mit der Multiplikation durch den Verkauf von konservierter Musik (mit oder ohne Tonträger) einfach nicht mehr funktioniert. Wir dürfen gespannt sein, was da noch alles kommt. Aber eines ist sicher: es kommt vor allem auch über’s Netz!

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Internet-Insidergeschäfte mit „Domain Name Front Running“

„Domain Name Front Running“ bezeichnet ein Internet-Insidergeschäft, bei welchem einem Nachfrager, der eine Domain registrieren möchte, diese vor der Nase weggeschnappt wird, um sie ihm anschliessend eventuell für teures Geld zum Verkauf anbieten. Das Wissen darüber holt sich der Übeltäter aus getätigten Abfragen bei Whois-Diensten und DNS-Tools, bei denen sich der Nachfrager zuvor über die Verfügbarkeit des Domainnamens erkundigt. Manche Dienste publizieren sogar die zuletzt abgefragten Domainnamen.

Das Phänomen existiert schon lange. Das Problem dabei ist die Beweisbarkeit, welche mindestens so schwierig ist, wie das Belauschen eines privaten Gespräches in öffentlichen Verkehrsmitteln zu beweisen. Auch ich hatte schon den Verdacht auf Domain Name Front Running, als mir ein Domainname aus einem ganzen Paket (einschliesslich aller wichtigen Top Level Domains) bei der Registrierung vor der Nase weggeschnappt wurde. Das ist ärgerlich.

Nun untersucht der Sicherheitssausschuss SSAC (Security and Stability Advisory Committee) der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) aufgrund von Beschwerden von Betroffenen bei der ICANN, bei Registrierungsstellen und bei Patentanwälten, ob sich Personen, die mit Anfragen zur Verfügbarkeit von Domainnamen betraut sind, dieses Wissen zunutze gemacht haben.

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Social-Networking-Blase platzt

Nun ist es offiziell: das Platzen der Social-Networking-Blase ist in greifbarer Nähe. Das ist das Fazit der eben veröffentlichten Studie von Datamonitor. Endet das Web 2.0 schon, bevor es richtig begonnen hat? Spätestens 2012 soll es soweit sein, sagen die Marktbeobachter. Nach dem Platzen der ersten Internet-Blase (Dotcom-Hype) ereilt das Web 2.0 in Kürze das gleiche Schicksal. Blasen haben eben diese Angewohnheit, dass sie platzen. Das wissen auch die Finanzanalysten (zumindest die intelligenten unter ihnen) und geben Web 2.0 deshalb keine guten Noten. Für ein Internet-Projekt Investoren zu finden, wird in Zukunft daher noch schwieriger werden, mag das Projekt noch so gut sein und mit Web 2.0 gar nichts am Hut haben. Für Geldgeber, die nur selten wirklich über das nötige Verständnis für die Materie verfügen, ist es praktisch unmöglich, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Second Life verliert rasant an „Bewohnern“ und steht bereits kurz vor dem Aus. MySpace, Facebook, Klassenfreunde, XING, LinkedIn & Co. wird das gleiche Schicksal ereilen. Virtuelle Freunde in virtuellen Gemeinschaften und Netzwerken sind falsche Freunde, wenn sie im echten Leben keine Freunde sind oder man sie nicht einmal persönlich kennt. Natürlich fand ich es toll, auf Klassenfreunde alte Schulkameraden zu treffen und auf XING alte Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte wiederzufinden. Aber mittlerweile ist meine Premium-Mitgliedschaft bei XING nach einem Jahr abgelaufen und ich habe sie nicht mehr erneuert. Zu statisch, überladen und unübersichtlich ist das Angebot und auch die Benutzerfreundlichkeit lässt immer noch stark zu wünschen übrig. Mit Diskussionsforen wollte man die Plattform „anreichern“ und so den Mitgliedern einen Mehrwert und weitere Möglichkeiten zur virtuellen Vernetzung bieten. Sorry, aber das hatten wir auch mit den Newsgroups im Usenet und den Echos im FidoNet vor vielen, vielen Jahren schon (Usenet seit 1979, FidoNet ab 1984).

„User Generated Content“ heisst der Treibstoff des Web 2.0 nach offizieller Leseart. Aber seien wir doch ehrlich: ein Geschäftsmodell, das nur auf Fronarbeit für eine Werbeplattform basiert, kann einfach nicht funktionieren. Menschen, die einen Computer bedienen können, sind nicht wirklich blöd genug, um sich längerfristig derart ausbeuten zu lassen. Am Anfang ist es lustig und interessant, all die neuen Features auzuprobieren. Da zeigt sich unser Spieltrieb, dem auch ich anfangs erlegen bin. Aber irgendwann ist genug gespielt und das echte Leben ruft. Den Social Networks fehlt allgemein ein nachhaltiges Geschäftsmodell, mit dem sich Geld verdienen lässt. Hinzu kommen Copyright-Probleme für Inhalte, die ohne Genehmigung des Urhebers ins Netz gestellt werden. Das maximiert die Risiken für Investoren.

Es gibt aber durchaus auch Möglichkeiten für kommerzielle Plattformen, auf denen sich Menschen treffen und austauschen. Ich persönlich habe so ein Projekt bereits in der Schublade. Aber unter den gegeben Umständen ist die Suche nach geeigneten Geldgebern ein Spiessrutenlauf, den ich mir zur Zeit lieber erspare.

Von Mitgliedern einer Interessengemeinschaft generierte Inhalte gab es auch schon lange vor dem Web-Zeitalter. Diese Art der sozialen Netzwerke war und ist aber in der Regel immer weitgehend frei von kommerziellen Interessen. Das wird sich auch im Web nicht ändern. Nur macht das Internet den Austausch von Inhalten um Dimensionen einfacher und schneller (und das gefällt mir so an diesem Medium). Wikipedia ist das Online-Parade-Beispiel dazu. Aber auch hier lässt sich das Gaffer-Syndrom beobachten: ganz wenige schreiben und die meisten schauen und lesen nur. Deshalb bin ich auch nicht böse, wenn niemand einen Kommentar zu diesem Beitrag schreibt. Ich kommentiere schliesslich auch nur vielleicht jeden 500. Artikel, den ich lese. Peter Hogenkamps Forderung im Beitrag „Netzwoche – Special Usability: User participation“ in der aktuellen Netzwoche (2007/37) nach einer „Kommentarkultur“ erachte ich daher als verfehlt. Ich will nicht kommentieren und beitragen müssen. Ich tue es, wenn ich Lust dazu habe. Ironischerweise kann man Hogenkamps Beitrag nicht einmal online kommentieren, was ich gerne getan hätte.

Die nächste Blase, die noch nicht einmal annähernd die Grösse des Web 2.0 erreicht hat, ist Mobil-TV. Zu teuer und zu wenig geeignete Inhalte sowie eine ganze Reihe regulatorischer Hürden – das sind die Killerfaktoren. Fata Morganas gibt es immer wieder und solange es genug Lemminge gibt, werden sie reihenweise um das goldene Kalb tanzen, bis es sich in Luft auflöst.

Auch Google will Patientendaten speichern

Nach einer Ankündigung von Google-Managerin Marissa Mayer will das Unternehmen 2008 in den Markt für die Verwaltung digitaler Krankenakten einsteigen. Damit tritt Google in direkte Konkurrenz zu einem Patientendaten-Speicherdienst von Microsoft sowie dem Grossprojekt Dossia, das unter anderem von IBM, AT&T und Wal-Mart betrieben wird. (Quelle: ORF)

Werden Patientendaten bald zu einem „Gut“, dass man wie Geld oder Aktien verwalten wird? Wo bleiben die dafür notwendigen Sicherheitsstandards?

Wenn IT-Projekte in Zeitnot geraten

… dann wird meist einfach durchgewurstelt bis zum bitteren Ende. Und die Letzten beissen die Hunde. Das sind die Tester, welche die zu prüfende Software regelmässig zu spät erhalten, aber trotzdem termingerecht fertig getestet abliefern müssen – einschliesslich der nötigen Korrekturen der Entwickler, versteht sich. Da aber die Erstellung des Prüflings mehr Zeit in Anspruch genommen hat als ursprünglich geplant war, steigt naturgemäss entsprechend auch der Testaufwand proportional, der sich bei finanztechnischer Individualsoftware üblicherweise in der gleichen Grössenordnung wie der Entwicklungsaufwand bewegt. Wenn gegen Ende der Entwicklungszeit die Liefertermine ohnehin schon überfällig sind, wird alles noch schnell-schnell codiert und dann ohne Vortests zur Sicherstellung der Lauffähigkeit und Grundfunktionalität durch den Entwickler an die Tester weitergereicht. Dadurch stecken dann noch mehr Fehler in der Software als wenn sie unter Einhaltung der Regeln der IT-Kunst erstellt worden wäre.

Die Gründe für den höheren Entwicklungsaufwand sind meist in den vorgelagerten Phasen zu suchen. Ungenaue, unklare und unvollständige Spezifikationen führen zu Fehlern und Mehraufwänden in den nachgelagerten Projektphasen. Entweder hat der Analyst die Sache selber nicht richtig analysiert und verstanden oder er ist nicht in der Lage, die Anforderungen so zu beschreiben, wie sie von den Entwicklern und Testern verstanden werden können und erwartet werden. Der Entwickler setzt die Modelle aus der Analyse in Programmcode um. Das ist Handwerk, das der Kreativität relativ wenig Freiheit lässt. Entsprechend sind die meisten Fehlerursachen auch nicht hier zu suchen.

Es gibt schon seit längerem Standards zur systematischen Beschreibung von Anforderungen und Modellen (z.B. die Unified Modeling Language UML), die aber in der Praxis oft nur pro forma eingehalten werden. Zum Beispiel mag ein Use Case (d.h. die Beschreibung eines Geschäftsanwendungsfalls) auf den ersten Blick aussehen wie einer, inhaltlich ist er aber nicht selten unvollständig und zu ungenau oder beschreibt nicht das, was er eigentlich sollte. Das kennen wir ja aus dem Alltag schon: aussen hui, innen pfui – aussen straffe Haut und volle Brüste, innen Silikon, abgesaugtes Fett und künstlich gelähmte Nervenzellen. Unvermögen mangels Ausbildung oder Unwille zur Kommunikation und Zusammenarbeit zwecks politischer Machtspiele, indem wichtige Informationen bewusst vorenthalten werden? Oder ganz einfach nur Schlamperei? Die Ursachen sind vielfältig. Das Resultat ist aber immer das selbe: Reibungsverluste, Mehraufwände, Terminverschiebungen und eine schlechte Qualität der Software. Und der CIO ist meist viel zu weit von der Materie entfernt, als dass er gezielt den Hebel ansetzen könnte, um die nötigen Veränderungen in der Arbeitskultur und bei den Prozessen zu initiieren und voran zu treiben. Von der Basis her sind solche Veränderungen unmöglich, weil sie einen starken Führer benötigen, der nicht bloss dahinter steht, sondern den Karren selber zieht.

Erst kürzlich las ich in einem Protokoll eines Projektstatus-Meetings (sinngemäss): „Die Situation wurde durch die Parallelisierung von Design und Codierung entschärft“. Das heisst im Klartext: mit der Umsetzung wurde schon begonnen, bevor klar war, was und wie es eigentlich realisiert werden sollte. In der Maschinenindustrie wäre so etwas kaum vorstellbar. Wenn das bloss wieder einmal gut geht …

Microsoft will Gesundheitsdaten verwalten

Der Softwareriese möchte mit „HealthVault“ ins Gesundheitswesen einsteigen und hat auch schon erste Verbündete in den USA gewonnen wie American Heart Association, Johnson & Johnson LifeScan, das NewYork-Presbyterian Hospital, der Klinik-Konzern Mayo Clinic und MedStar Health. Ausgerechnet Microsoft, für die Sicherheit nun wirklich nur ein permanentes Problem darstellt, sollen wir künftig unsere intimsten Gesundheitsdaten anvertrauen? Zum Datenschutz bei HealthVault lässt Microsoft verlauten (in Kurzform): „1. Die Microsoft-HealthVault-Daten werden von Ihnen kontrolliert. 2. Sie entscheiden, was in Ihren HealthVault-Daten gespeichert wird. 3. Sie entscheiden von Fall zu Fall, wer Ihre Informationen sehen und nutzen darf. 4. Wir werden Ihre Gesundheitsdaten nicht für kommerzielle Zwecke nutzen, ohne vorher Ihre Erlaubnis eingeholt zu haben.“ Heisst das, für nicht-kommerzielle Zwecke könnten die Daten ohne Einverständnis einer Person genutzt werden? Mir läuft es kalt den Rücken runter.

Bei der Realisierung der Gesundheitskarte in Deutschland und der ELGA in Österreich gibt es bekanntlich auch noch einige technische und organisatorische Probleme zu überwinden. Auch die Kostenfrage ist bisher noch nicht beantwortet. Nicht zuletzt monieren Ärzteverbände immer wieder, dass die Datenschutzproblematik nicht zufriedenstellend gelöst worden ist. Sie sehen dadurch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient gefährdet schreibt Robert A. Gehring bei golem.de. Auch Detlef Borchers weiss bei heise online nichts Gutes über die Datensammelwut der Krankenkassen zu berichten. Die Krankenkassen nötigen ihre Versicherten zur Abgabe einer „Einwilligungserklärung zur Datenerhebung und Datenweitergabe“ und das verstösst gegen geltendes Recht.

Wenn nun jeder über jeden Daten sammelt und ihn überwacht – der Staat, die Krankenkassen, die Versicherungen, die Banken, der Einzelhandel, die Werbewirtschaft, iTunes, Amazon und nun auch noch Microsoft, dann haben wir die totale Transparenz. Wer sollte da etwas dagegen haben, der selber nichs zu verbergen hat? So viel Totales erinnert mich doch stark einen Gefreiten aus Linz mit einem schmalen Oberlippenbart und einer unverwechselbaren Stimme mit totalem Herrschaftsanspruch. Aber weder ihm und seinen Schergen noch dem Erich und seiner Stasi sind derartige Überwachungsmassnahmen in den Sinn gekommen, wie sie zur Zeit in Planung oder bereits Alltag sind. Alles im Namen der Effizienz und zum Wohle der Menschheit.

Heute fragte mich ein Verkäufer: „Was, Sie haben noch keine CUMULUS-Karte?“ Nein, habe ich nicht – und auch keine Supercard oder sonst eine „Mach-mich-gläsern-Kundenkarte“. Bekommen habe ich schon einige, nur brauchen tue ich keine. Meine Krankenkassenkarte ist aus reinem Kunststoff, hat keinen Chip und speichert keine Daten. Auf ihr steht lediglich meine Versicherungsnummer und die Notfall-Telefonnummer der Krankenkasse. Mehr brauche und will ich nicht. Das kostet fast nichts und verursacht auch keine Datenschutzprobleme.

Apple und das iPhone (Reloaded)

Apple ist ein Phänomen im Markt der elektronischen Geräte des digitalen Zeitalters. Steve Jobs wagt mit seiner Firma immer wieder Experimente, an die sich nicht einmal Grössen wie Microsoft wagen. Einzig Google ist vergleichbar experimentierfreudig, aber der Suchgigant hat schliesslich auch die vollsten Kriegskassen. Der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ist immer wieder eine Gratwanderung und oft entscheidet nicht die Logik oder Vernunft sondern das pure Glück. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird solcher Wagemut noch geschätzt, der nach Europäischen Massstäben jedem Buchhalter eine Gänsehaut verursacht. Ich muss gestehen, dass auch ich manchmal die Vernunft und Logik bei Apple vermisse. Gerade bei Apple’s neustem Baby, dem iPhone, überrascht es mich, wie etliche Grundgesetzte des Marketing ignoriert werden. Auf dem Amerikanischen Markt funktioniert es anscheinend trotzdem. Ob dieser Erfolg auf anderen Märkten fortgesetzt werden kann, ist meiner Ansicht nach aber fraglich. Die meisten US-Amis ticken eben einfach ein bisschen anders als ihre Europäischen Zeitgenossen. So mag die USA für ein dort beheimatetes Unternehmen ein idealer Testmarkt sein – repräsentativ für den Rest der Welt ist er aber nur selten. Gerade Schweizer Konsumenten gelten als eine der weltweit anspruchsvollsten Klientel und deshalb ist die Schweiz besonders auch im Detailhandel ein beliebtes Terrain für Pilotprojekte. Nicht umsonst versuchen Aldi und Lidl in Helvetien Fuss zu fassen. Ob das iPhone den Einstieg in diesen Markt schafft, werden wir schon bald erfahren.

Apple hat seine Fans mit einem rein funktional betrachtet innovativen Gerät überrascht. Bereits die Ankündigung des iPhones löste eine beachtenswerte Welle der Begeisterung aus. Die Restriktionen, die der Kunde dann aber hinnehmen musste, machten den Bonus zunichte. Der Aktivierungszwang bei iTunes sowie die Bindung (mittels SIM-Lock) an AT&T und iTunes verärgerten das Publikum. Entsprechend zögerlich wurden die futuristischen Smartphones aktiviert. Als dann Motorola mit seinem Konkurrenzmodell „Razr2“ auf den Markt kam, reagierte Apple mit einer massiven Preisreduktion von USD 600.- auf 400.- beim 8-GByte-Modell und nahm die Version mit 4 GByte Speicher vom Markt, um gegenüber der Konkurrenz attraktiv zu sein und so sowohl Motorola als auch Palm ausstechen zu können. Das erboste aber die iPhone-Käufer der ersten Stunde, die teilweise 10 Stunden und mehr für ein Gerät Schlange gestanden sind. Blogs und Foren waren voll von Beiträgen erzürnter iPhone-Besitzer, weil ihr soeben erst erworbenes Spielzeug bereits nach kurzer Zeit einen Drittel an Wert eingebüsst hatte. Steve Jobs reagierte mit etwas holprigen Erklärungsversuchen in einem offenen Brief auf der Apple-Website und versprach seinen Anhängern einen Gutschein in der Höhe von USD 100.-, den sie natürlich nur bei Apple einlösen können.

Trotz all dieser Widrigkeiten für die Käufer hat Apple nach eigenen Angaben bereits innerhalb von 74 Tagen das millionste iPhone verkauft. Stimmt die Zahl, ist das schon ganz beeindruckend. Dies beflügelt nun das Nebengewerbe und generiert hoffentlich auch neue Arbeitsplätze, damit die Kundenknechtung wenigstens auch etwas Positives hat. iPhoneSimFree.com bietet eine Software-Lösung zur Deaktivierung des SIM-Locks, um auch mit anderen Mobiltelefonieanbietern telefonieren zu können. Leider werden die Software-Lizenzen nur zu Losen ab 50 Stück verkauft, was nur für Händler interessant ist. Privatpersonen werden an die Wiederverkäufer verwiesen, die den Endkunden eine Lizenz für 49.- bis 99.- US-Dollar anbieten. Das iPhone ist damit das erste Smartphone, das vor dem Gebrauch erst einmal (dank DMCA mittlerweile legal) gehackt werden muss.

Nachtrag vom 12.09.2007:

Den Softwarehack gibt es jetzt auch als Open Source kostenlos zum Download bei HaRRo. Nur leider scheint die Website infolge Überlastung gerade getaucht zu sein, was eigentlich nicht weiter verwundert. Es gibt jedoch keine Garantie, dass der Software-Hack auch noch nach einem zukünftigen Update der Firmware funktionieren wird. Es muss davon ausgegangen werden, dass Apple mit einem künftigen Update versuchen wird, weitere Software-Hacks zu verunmöglichen. Dabei könnte doch gerade diese neue Hacker-Welle den Kultstatus des Apfel-Smartphones betonieren. Wäre ich Steve Jobs, würde ich mir dies zunutze machen.

Weitere Informationen zum Thema findet Ihr bei:

Google Phone schon bald erhältlich

Glaubt man den aktuellen Gerüchten, soll das Google Phone schon bald Realität sein. So soll der Suchriese 7-8 Milliarden US-Dollar in den Aufbau des neuen Geschäftes investieren, will aber keine Gerüchte und Spekulationen dazu kommentieren und hüllt sich vorderhand in Schweigen.

Google will ein neues Geschäftsmodell realisieren, an das sich bisher (aus gutem Grund) noch kein Telefonieanbieter gewagt hat. Anrufe und Textmitteilungen sollen – was hätten wir auch anderes erwartet – durch Werbung finanziert werden. Ich bezweifle aber, dass dies auf breite Akzeptanz stossen wird. Die neuen Dienste verlangen zudem nach einer neuen Hardware, welche die entsprechenden Funktionen unterstützt. Dieses Telefon, das in einer Partnerschaft mit LG hergestellt werden soll, wird angeblich eine integrierte Suchfunktion sowie eine mobile Version von Google Maps, Gmail und Blogger enthalten. Für den Laien mag dies innovativ klingen und bin überzeugt, dass auch etliche Analysten falsche Prognosen publizieren und Anleger zu überstürzten Handlungen hinreissen werden. Nicht ohne Grund ist noch niemand ins werbefinanzierte Telefongeschäft eingestiegen, denn die Investitionen sind hoch und ebenso das Risiko.

Apple’s Flop mit dem iPhone (trotz dem medienspektakulären Verkaufsstart und den anfangs bombastischen Verkaufszahlen ist es für mich zumindest aus Sicht der Technik und Kundenfreundlichkeit einer) ist schon bald vergessen, bevor es den Markt in Europa erreicht hat. Auch Kollege Google hat ein Problem mit seiner Marktdominanz und seinem Geschäftsmodell (auch wenn viele das noch nicht wahrhaben wollen) und versucht daher krampfhaft, neue Geschäftsfelder zu erobern, konnte dabei aber bislang noch keinen einzigen nennenswerten finanziellen Erfolg verbuchen. Einzig Google Maps und Google Earth hätten noch ein gewisses Potential, das jedoch durch datenschutzrechtliche Probleme in Frage gestellt wird. So etwas kann sich eben nur ein Unternehmen leisten, das mit seinen Gewinnen nichts wirklich Sinnvolles anzustellen weiss und deshalb mit dem Schrotgewehr blind umherschiesst in der Hoffnung, irgendwann doch noch einen Treffer zu landen. Hätte ich Google-Aktien, würde ich sie schnellstmöglich zu einem guten Preis verkaufen, solange das noch möglich ist.

Nachtrag:

LG präsentierte sein erstes, auf Google-Dienste zugeschnittenes Mobiltelefon bereits im Juni diesen Jahres. Und so soll den neusten Gerüchten zufolge die neue Konkurrenz zum iPhone aussehen:

Sieht eigentlich gar nicht so übel aus das Teil 😉